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Für Sie gelesen - Tops und Flops
Lesetipps von Norbert Suchanek
Die Welt ist keine Ware - Bauern gegen Agromultis

Das Bild ging 1999 um die Welt: Wie ein Freiheitskämpfer hält der Schafzüchter und alternative Bauernführer José Bové seine mit Handschellen gefesselten Hände empor, als er von der Polizei abgeführt wird. Das neue Rotpunkt-Buch "Die Welt ist keine Ware" zeigt die Hintergründe auf, wie es dazu gekommen ist, daß José Bové - zusammen mit anderen französischen Schafzüchtern - den Bau einer McDonalds-Filiale störte und dadurch zum Volksheld in Frankreich wurde. Es ist die mit dem Stilmittel des Interviews erzählte Geschichte eines jahrzehntelangen Kampfes gegen Industrialisierung und Globalisierung in der Agrarwirtschaft und für den Erhalt einer vielfältigen, gesunden bäuerlichen Struktur in einem lebenswerten ländlichen Raum. Das Buch zeigt drastisch die Hintergründe und Folgen von Massentierhaltung, Mais-Monokulturen und einer verfehlten Landwirtschaftspolitik in Frankreich und europaweit auf. Es ist aber trotzdem ein optimistisches, ein mutmachendes Buch. Denn es zeigt gleichfalls, daß Bauern nicht dumpf industriellen Interessenvertretern folgen müssen. Es zeigt, in vielen Ländern, selbst in den USA gibt es Menschen, die sich nicht mit rücksichtsloser Industrialisierung und globalen Ungerechtigkeiten und nicht mit "schlechtem Essen" abfinden wollen. Die weltweite McDonaldisierung muß nicht sein. Kurzum: "Die Welt ist keine Ware" ist ein Buch, das in keiner Öko-Bibliothek fehlen, Schule machen und das besonders in den neuen deutschen Verbraucherministerien genau gelesen werden sollte.

"Die Welt ist keine Ware - Bauern gegen Agromultis", José Bové, Francios Dufour im Interview mit Gilles Luneau, Rotpunktverlag, Zürich, 2001, ISBN 3-85869-217-4<



Von Realität keine Spur - Das Mephisto-Prinzip

Dirk Maxeiner und Michael Miersch (M&M), die selbsternannten Öko-Optimisten der Nation ziehen in ihrem neuesten Buch (Das Mephisto Prinzip) über betende Buddhisten, kritische Wissenschaftler wie Frederic Vester, über den Club of Rome und das World Watch Institute her, machen sich darüberhinaus lächerlich über den französischen Globalisierungskritiker und Bauernführer José Bové sowie über Prinz Charles, die sich beide nachweislich seit vielen Jahren gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft und für den biologischen, regionalen Landbau einsetzen. Als tatsächliche Umweltschützer und Sozialreformer hingegen stellen M&M Industriekonzerne und selbst die Eiserne Lady, Margaret Thatcher dar. Die Münchner "Öko-Optimisten" sind sich nicht einmal zu schäbig, um in ihrem Buch Coca-Cola, McDonalds und Walt Disney zu hofieren. M&M machen die Großverdiener unter den Turbokapitalisten aus den USA und Deutschland zu Volkshelden. Selbst die von Chemie- und Saatgutkonzernen kräftig unterstützte "Grüne Revolution", die die Entwicklungsländer zu einem großen Absatzmarkt für umweltschädliche Pestizide und Exportsaatgut kaputtentwickelt hat, ist für M&M eine tolle Sache. Logisch, daß Gen-Reis und Internet-Pornographie ebenfalls positive Errungenschaften der kapitalistischen Menschheit sind. Und selbstverständlich ist - laut M&M - der oft zu unrecht gescholtene Massentourismus in Wirklichkeit das beste, was den Ländern des Südens jemals passiert ist.

Auf Mephisto komm raus predigen die beiden Autoren - ihr gleichfalls mit Falschannahmen gesprenkeltes Buch "Life Counts" wurde im vergangenen Jahr als "Wissenschaftsbuch des Jahres" (von wem bloß?) ausgezeichnet - das hohe Lied des Turbo-Kapitalismus und propagieren ihn als Heilslehre für unseren Planeten. Beflissentlich vergessen sie dabei, daß ein Großteil der Menschheit mit weniger als zwei Mark pro Tag überleben muß, daß täglich weltweit Tausende von Hektar fruchtbaren Bodens vernichtet oder zubetoniert werden, daß jährlich Millionen von Kindern und Frauen als Sexsklaven verkauft und von westlichen Kapitalisten mißbraucht werden, daß der besonders von kapitalistischen Menschen des Nordens forcierte Treibhauseffekt die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen des Südens untergräbt... Nein, für M&M besteht die Welt aus einer Käseglocke, in der es nur gutverdienende M&Ms gibt. Sie loben Aktien und Aktienfonds als Rettungsanker für die Arbeiterklasse. Von Börsenkrächen und Aktienverlusten, die in der Regel - wie jüngst wieder zu erleben war - vor allem die Kleinanleger treffen, haben M&M noch nie etwas gehört. Nein, der Worte sind genug geschrieben für dieses überflüssige Buch. Werfen wir es auf den überquellenden Abfalleimer des Turbokapitalismus. Aber halt: Das Buch hat dennoch seinen Wert. Es entlarvt nämlich seine Autoren als das, was sie seit Jahren in Wirklichkeit sind: dumpfe Handlanger des Big Business.<

"Das Mephisto Prinzip", Dirk Maxeiner und Michael Miersch, Eichborn Verlag, Frankfurt, März 2001, ISBN 3-8218-1636-8<


Das Kreuz mit dem Faden

Was haben Adidas, C&A, Otto Versand und Quelle gemeinsam? Sie lassen einen Teil ihrer "preiswerten" Produkte in Indonesien herstellen und zahlen ihren indonesischen Arbeiterinnen und Arbeitern einen tollen Stundenlohn in Höhe von sage und schreibe rund 0,18 Pfennig. Selbst in Indonesien ist mit 18 Pfennigen pro Stunde oder 1,52 bis 1,70 Mark pro Tag kein Staat zu machen. In seinem aktuellen Buch "Das Kreuz mit dem Faden" schaut das Südwind-Institut unseren deutschen Mode-Konzernen und Versandhäusern kritisch auf die Finger in Indonesien und entlarvt die Beteuerungen und Selbstverpflichtungen der Großkonzerne als leere Floskeln. So heißt es beispielsweise im Quelle-Geschäftsbericht 1998 unter der Überschrift "Handel im Sinne der Umwelt": "Quelle hat sich das Ziel gesetzt, nachhaltig zu handeln: das heißt umfassend, langfristig, kontinuierlich, bewußt und zukunftsfähig im Sinne der Menschen, der Umwelt und der Wirtschaft." Mal abgesehen vom Hungerlohn: Wie kann es im "Sinne der Menschen" sein, wenn eine indonesische Arbeiterin, die bei einer Zulieferfirma Quelles Quelle-Produkte näht, einen ganzen Tageslohn als Strafe abgezogen bekommt, wenn sie einmal mehr als 30 Minuten verspätet zur Arbeit erscheint? Oder könnte mit "Menschen" im Quelle-Geschäftsbericht vielleicht nur die hochbezahlte Konzernleitung gemeint sein? Bei "Ottos" abhängigen Zuliefern sieht es nicht humaner aus, obwohl auch die Unternehmenspolitik dieses Versandhauses offiziell dem "Prinzip der Nachhaltigkeit folgt, das besagt: Wirtschaftliches Wachstum kann sich nur dann langfristig entwickeln, wenn es sich an der Knappheit natürlicher Ressourcen ausrichtet und dem sozialen Fortschritt der Menschheit dient." Ein Tageslohn von 1,56 Mark im indonesischen Otto-Zulieferbetrieb bei einer Wochenarbeitszeit von 74 bis 80 Stunden und Überstunden, die den Arbeiterinnen unter Strafandrohung auferlegt werden, können aber wohl kaum ein "sozialer Fortschritt der Menschheit" sein. Oder haben wir da etwas falsch verstanden?

Übrigens: Dort wo "Made in Germany" drauf steht, muß bei Kleidung nicht "Germany" drin sein. Es kann genauso gut auch in Südostasien hergestellt sein, denn unsere Gesetzgebung ist bei Kleidung nicht klar geregelt. Ein in Deutschland lediglich umverpacktes, oder end-kontrolliertes Kleidungsstück aus Indonesien darf durchaus den Stempel bekommen: "Made in Germany".

"Das Kreuz mit dem Faden - Indonesierinnen nähen für deutsche Modemultis", Südwind-Institut, Mai 2000, 152 Seiten, DM 17 (plus Versand). Adresse: Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene, Lindenstr. 58-60, D-53721 Siegburg, Telefon 02241-53617, Fax 02241-51308<

 
Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
http://www.derspatz.de/
derSpatz@t-online.de
    

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