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Naturschutz   
Invasion aus dem Erd-All
WWF und IUCN warnen vor Eindringlingen aus Tier- und Pflanzenreich
Frankfurt a. M., 11.04.2001. Es fängt so harmlos an. Eine neue Zierpflanze für Aquarium oder Garten, ein Ameisennest im Bananenkarton oder ein entlaufenes Haustier - irgendwo auf der Welt kann all das ungeahnte Folgen haben. Immer mehr Arten werden von Menschen absichtlich oder unabsichtlich in einen neuen Lebensraum gebracht, wo sich ihnen ungeahnte Möglichkeiten bieten. Denn manche dieser Neuankömmlinge sind so erfolgreich im Überlebenskampf, dass sie ihre alteingesessenen Konkurrenten verdrängen - bis diese schließlich aussterben.

"Das ist weltweit ein ständig weiter wachsendes Problem für den Artenschutz", meint Roland Melisch, der Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. "In vielen Fällen sind solche invasiven Arten der Hauptgrund für die Bedrohung von anderen Arten, das kennen wir aus vielen Gebieten, in denen der WWF aktiv ist." Der typische Fall sei, dass eine Tier- oder Pflanzenart von Menschen in einen Lebensraum eingebracht wird, zum Beispiel eine Insel, auf der ein ganz eigenes biologisches Gleichgewicht herrscht. Sei die natürliche Balance zwischen den Arten durch einen aggressiven Neuankömmling erst einmal gestört, könne dieser Eingriff nicht mehr wieder gut gemacht werden.

Die Weltnaturschutzunion IUCN, eine Partnerorganisation des WWF, hat nun die 100 schädlichsten der sogenannten "invasiven Arten" in einer Studie ermittelt. Darunter sind viele Tierarten, die zunächst als Nützlinge oder Haustiere galten: Verwilderte Hausschweine (Sus scrofa) haben in vielen Ländern fatale Folgen für die einheimische Tierwelt. Als Allesfresser ernähren sie sich z.B. auch von jungen Schildkröten, Seevögeln und seltenen Reptilien, sie graben die Wurzeln der einheimischen Vegetation aus und verbreiten Krankheiten. Aus Großbritannien bekannt ist das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), das fast auf der ganzen Insel das europäische, rote Eichhörnchen verdrängt hat. Und auf vielen tropischen Inseln wird die räuberische Ameise Anoplolepis gracilipes, "Crazy Ant" (verrückte Ameise) genannt, zur Landplage. Die nur vier Millimeter großen Ameisen richten auf ihren Eroberungszügen wahre Massaker in der einheimischen Tierwelt an.

Auch viele Pflanzenarten, die zunächst als Dekoration für Garten und Aquarium gedacht waren, verbreiten sich in der Wildnis. Wasserhyazinthen (Eichhornia crassipes) können sich explosionsartig vermehren (innerhalb von zwölf Tagen verdoppeln sie ihre Bestände) und ganze Seen überwuchern. Im Mittelmeer macht den Biologen die "Killeralge" (Caulerpa taxifolia) große Sorgen, da sie sich wie ein Teppich über den Meeresboden breitet und allen anderen Bewohnern Licht und Lebensraum nimmt. Und weite Teile der Insel Tahiti sind nur noch von einer einzigen Pflanzenart besiedelt: Miconia (Miconia calvescens) ist ein südamerikanischer Baum, der 1937 als Ziergehölz in einen botanischen Garten auf Tahiti gepflanzt, im Laufe eines halben Jahrhunderts zur dominanten Baumart der Insel wurde.

Die IUCN bietet im Internet eine Datenbank mit Informationen über invasive Arten an: www.issg.org


Weitere Informationen:

Roland Melisch, Leiter Artenschutz WWF Deutschland, Tel.: 069-791 44-180
Gabriele Ammermann, Pressestelle WWF Deutschland, Tel. 069/7 91 44 - 214
 
Quelle: Umweltstiftung WWF - Deutschland, D-60591 Frankfurt
http://www.wwf.de
info@wwf.de
    

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