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Bauen   
Von "Ökos" und anderen Unklarheiten
Wer hat nicht schon alles auf die "Ökos" geschimpft, die das (unökologische) Wirtschaftswachstum behindern, sich gegen (überflüssige) Autobahnen wehren, die Massentierhaltung anprangern oder so verrückt sind, mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren? Den wenigsten wird dabei bewußt gewesen sein, daß das Wort "Ökos" ein griechisches Wort ist und Haus bedeutet. Mit dem daraus abgeleiteten Wort Ökologie ist in seinem Ursprung eine Forschungsrichtung oder Denkweise gemeint, die sich mit allen Bewohnern eines Hauses beschäftigt und die zu verstehen versucht, wie diese Zusammenleben. Im übertragenen Sinne ist die ganze Erde ein Haus und wir alle - vom Mensch bis zum Einzeller und kleinsten Virus - sind dessen Bewohner. Das ökologische Bauen bringt uns nun wiederum zurück zum Ursprung des Wortes "Ökos" = Haus.

Niedrigenergiehaus

Ein Niedrigenergiehaus kann aus Holz, Ziegel, Stahl, Beton oder Papier sein. Es kann aus regional erzeugten, ökologischen Baumaterialien sein oder aus umwelt- und vielleicht auch gesundheitsschädlichen Stoffen gebaut sein. Auch die Frage, ob es sich in diesem Haus angenehm wohnen läßt, spielt im Prinzip keine Rolle. Die Bezeichnung Niedrigenergiehaus bedeutet lediglich, daß der Heizenergieverbrauch dieses Hauses um etwa 30 Prozent niedriger ist, als in der deutschen Wärmeschutzverordnung von 1995 für Neubauten vorgeschrieben ist. Die Niedrigenergiebauweise ist seit Jahren nichts ungewöhnliches mehr, sondern Stand der Technik. Das Solar-Niedrigenergiehaus setzt verstärkt auf die Kraft der Sonne, um Heizenergie zu sparen.

Passivhaus

Das Passivhaus ist noch stärker wärmegedämmt als das Niedrigenergiehaus. Bestimmte Teile des Gebäudes können sich deshalb zum Beispiel allein durch die Wärmeenergie eines Menschen "passiv" heizen. Liegt der Heizenergiebedarf unter 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, kann von einem "Passivhaus" gesprochen werden. Alle Passivhäuser brauchen eine kontrollierte Wohnungslüftung, um dieses Ziel zu erreichen. Werden verstärkt Solarkollektoren eingesetzt, sprechen die Fachleute vom Solar-Passivhaus.

Nullenergiehaus

Das Nullenergiehaus ist gleichfalls wie das Niedrigenergie- oder das Passivhaus nicht durch Wohnkomfort oder ökologische Baumaterialien definiert. Entscheidend ist lediglich der Heizenergieverbrauch dieses Gebäudes. Wenn übers Jahr gesehen Null Energie von außen zugeführt werden muss, damit es innen warm genug zum wohnen ist, dann ist es ein Nullenergiehaus. Ob für die Materialien zum Bau des Hauses extrem hohe Energiemengen, wie beim Aluminium, oder praktisch keine Energie, wie beim regional geschlagenen Holz, eingesetzt wurden, spielen keine Rolle bei der Definition eines Nullenergiehauses. Das Solar-Nullenergiehaus (auch Null-Emissionshaus genannt) ist die Weiterentwicklung des Solar-Passivhauses. Es gleicht im Jahresmittel den Primärenergieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Strom durch Sonnenenergienutzung aus. Eine netzgekoppelte Solarstromanlage erzeugt im Sommer einen Überschuß, der den winterlichen Mehrbedarf ausgleicht.

Das ideale Öko-Haus

Das ideale Öko-Haus ist ein Nullenergiehaus, das auch bei der Herstellung die geringst mögliche Energie verbraucht hat. Es wurde aus ökologischen Materialien wie einheimischem Holz aus der Region und aus naturnahem, zertifiziertem Waldbau oder beispielsweise aus Lehm und Stroh gebaut. Ökologische, gesundheitliche wie soziale Aspekte kommen auch beim Innenausbau zum Tragen. Schließlich und zuallererst muß das ideale Öko-Haus - wie jedes andere Haus im Grunde auch - ein angenehmes, gesundes Wohnklima haben und Jahrhunderte überdauern können. Kurzum: Das ideale Öko-Haus ist ein Haus, indem es sich gerne wohnen läßt und das Frau, Mann, oder Kind nur ungern verläßt. Doch Achtung! Auch das tollste neu gebaute Öko-Haus ist unökologisch, wenn es auf der sprichwörtlichen Grünen Wiese errichtet wurde, zu weiterer Bodenversiegelung führt und den Eigentümer zu einem Pendler macht, der täglich lange Wege zur Arbeit in Kauf nehmen muss. Denn die Ökologie lediglich auf sein "Ökos", seine eigenen vier Wände zu beschränken ist nicht nur egoistisch und unsozial sondern auch ökologisch kurzsichtig. <

Übrigens: Mehrfamilienhäuser sind von Haus aus energiesparender als Einfamilienhäuser. So hat ein modernes Mehrfamilien-Niedrigenergiehaus beispielsweise einen Wärmebedarf von etwa 30 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr. Der Wärmebedarf eines gleichwertigen Einfamilien-Niedrigenergiehauses hingegen liegt um 20 Kilowattstunden höher bei 50 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr.<

Infotip:
Ratgeber wohnen und wohlfühlen
Der "Ratgeber wohnen und wohlfühlen" soll beim Umgang mit alten und neuen Belastungen durch Schadstoffe in Innenräumen und vor allem bei der Vermeidung von Gefährdungen helfen. Die aktualisierte Neuauflage des Ratgebers kostet DM 24,80. Herausgeber ist das Umweltinstitut München e.V., Schwere-Reiter-Str. 35 b, 80797 München, Bestelltelefon: 089-307749<

Infotip:
Empfehlenswerte Bio-Fertighäuser
Noch ist im Bausektor nicht alles "Bio" wo "Bio" drauf steht. Wer nicht aufpaßt, könne deshalb - so das Katalyse-Institut - mit Werbefloskeln wie "Baubiologisch empfehlenswert" auf's Kreuz gelegt werden. Das Kölner Katalyse Institut will nun die "Schwarzen" von den "Weißen" Schafen auf dem biologischen Fertighausmarkt trennen. Die Kölner Umweltforscher vergeben seit 1999 - für jeweils zwei Jahre - das Qualitätszeichen "Schadstoffüberprüft und empfohlen vom Katalyse Institut" für gesundheitlich empfehlenswerte Fertighäuser. Weitere Infos bei: Katalyse, Institut für angewandte Umweltforschung, Köln, Telefon 0221-944048-0, Fax 0221-944048-9<


Norbert Suchanek

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Quelle: Der Spatz - Alternativer Anzeiger für Bayern, D-80999 München
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