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Essen u. Trinken   
Die Botschaft der Mira
Besinnliches zur BSE-Krise
Ich hatte schlecht geträumt, hatte von einer blühenden Landschaft geträumt mit saftigen Wiesen, stahlblauem Himmel, Kuhglocken-Geläut im Hintergrund. Ich stand auf meinem 20 ha großen Land und schaute auf die fernen Alpen. Die Luft war klar, roch etwas nach frisch gemähtem Gras. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Poltern und drehte mich um. Ich sah einen Kuhkopf, der den Hang herunterrollte. Er blieb direkt vor meinen Füssen liegen, das Blut ergoss sich über meine Schuhe und die Augen der Kuh sahen mich an, der Mund öffnete sich und ich hörte nur: "Warum?"
Schweißgebadet bin ich aufgewacht.
Um mich abzulenken ging ich in den Stall und schloss die Melkmaschine an, setzte die Sauger an die Euter meiner 80 Kühe und verfolgte Gedankenverloren, wie die Milch durch die Schläuche in die Auffangbehälter gepumpt wurde. Vielleicht waren der Stress der letzten Tage zu viel für mich, das Veterinäramt rief am Dienstag an, ich dürfte vorerst keine weiteren Rinder verkaufen, da es bei den Proben Verdacht auf BSE gäbe.
Wenn das wahr ist, was mache ich dann? Habe ich all die Jahre einen Fehler gemacht? Wie soll es weitergehen?

Der Kaffeegeruch stieg mir in die Nase, als ich in die Küche kam. Meine Frau hatte das Frühstück fertig, die gute. Wie froh war ich, sie zu haben. Wir leben nun seit 7 Jahren zusammen und stets haben wir jede Krise gemeistert.
"Was ist los? Du siehst nicht gut aus", fragte sie mich.
"Ich hatte einen Alptraum", und ich schilderte ihr, was mir die Nacht passiert ist.
"Siehst du, ich habe dir schon öfters gesagt, es ist der falsche Weg, den wir gehen. Jetzt verfolgt dich der BSE-Kram schon bis in den Schlaf hinein", gab sie mir unmissverständlich zurück.
Sie sieht so schön aus, wenn sie wütend ist. Aber sie hat recht, seit mehr als 2 Jahren drängt sie mich, mich über die ökologische Landwirtschaft zu informieren.
Die BSE-Diskussion der letzten Wochen hat es ja deutlich gezeigt, dass diese Massentierhaltung mit Tiermehl - das ist mir erst jetzt klar geworden, dass ich meinen Tieren Tiere zu fressen gegeben habe - dass eben diese Massentierhaltung auf Dauer keinen Erfolg bringt. Ich brauch doch nur meinen Kollegen Huber anzusehen, 30 Rinder haben sie ihm beschlagnahmt und getötet. Er ist ruiniert. Und wenn ich Pech habe, geht es mir genauso. "Du, am Mittwoch-Abend ist im Bürgerhaus ein Vortrag über die BSE-Krise und deren gesellschaftlichen Auswirkungen", mit diesen Worten nahm meine Frau das Thema wieder auf.
"Okay, da gehen wir hin, wir kommen ja irgendwie nicht weiter mit unserem Betrieb. Vielleicht finden wir dort eine Lösung für uns", antwortete ich ihr.

Der Saal war voll, in der zweiten Reihe entdeckte ich Wolfgang vom Hof Siebenrauch, er winkte uns zu und deutete uns, dass neben ihm die beiden Stühle noch frei sind.
"Guten Abend, du hier? Können dir die Oberen noch etwas Neues erzählen?"
"Jedes Gespräch bringt neue Informationen," antwortete mir Wolfgang, "und den Abend hier gestalten nicht die Oberen, wie du es sagst, sondern Vertreter der Ökoland-Verbände. Die wissen nämlich, was BSE wirklich bedeutet."
"Und was bedeutet BSE wirklich? Ruin und einen schlechten Ruf nämlich."
"Nein, das siehst Du falsch. Schau mal, ich habe meinen Betrieb vor 6 Jahren auf ökologisch-kontrolliert umgestellt. Du weißt, wie ich damals angefeindet und ausgelacht wurde, wie ich denn meine Rinder nur mit pflanzlicher Nahrung füttern könnte. Du warst übrigens auch ein ziemliches Lästermaul. Keiner hat geglaubt, dass sich das wirtschaftlich rechnen würde, dass meine Mehrkosten vom Verbraucher akzeptiert werden und diese bereit sind, mehr für Wurst und Fleisch zu zahlen", erklärte mir Wolfgang, "Es waren harte Jahre für mich. Gegen alle Widerstände habe ich meine Linie beibehalten. Ich wollte nämlich wieder ruhig schlafen können, meinen Kühen und Rindern in´s Gesicht schauen können und als wertvolle Tiere akzeptieren, die ich als Teil der Natur zu pflegen, zu füttern und artgerecht zu halten habe. Die Verantwortung für die Natur ist für uns Bauern nämlich wichtiger, als so mancher zu glauben meint."
Mir kam mein Traum wieder in Erinnerung.
"Aber wir müssen doch wirtschaftlich arbeiten, genau kalkulieren, um überleben zu können", entgegnete ich ihm.
"Ja, aber nicht auf Kosten der Natur, das rächt sich auf Dauer. Kurzfristig haben die Großtierhöfe Erfolg, längerfristig verlieren sie aber mit diesem Konzept. Siehe die BSE-Geschichte, sie zeigt doch deutlich, dass das der falsche Weg ist. Ich sage es dir, mein Liebster, wenn wir nicht lernen, mit der Natur zu arbeiten und für die Natur, dann verlieren wir. Wir verlieren unsere Ehre, unser gutes Gewissen und - unsere Gesundheit. Aber lass mal gut sein, höre Dir mal den Vortrag an." Wolfgang richtete seine Aufmerksamkeit auf den Redner, der gerade den Overhead-Projektor eingeschaltet hatte.

Der Vertreter des Ökoland-Verbandes berichtete über die jüngsten BSE-Fälle, aus welchen Betrieben sie stammten, wie der BSE-Erreger den Weg in die Nahrungskette der Rinder gefunden hat und was die BSE-Krise gesellschaftlich bewirkt.
"Die Gesellschaft, somit der Verbraucher, ist verunsichert, sie wissen nicht mehr, was sie essen können, wem man trauen kann. Daher bitte ich sie im Interesse ihrer Kolleginnen und Kollegen und im Interesse unserer Verantwortung für die Natur, sich bewusster mit der Tierhaltung auseinanderzusetzen, zu vergleichen, ob es nicht einen Weg gibt, der das Vertrauen der Gesellschaft zu den Landwirten und in die Produkte wieder aufbaut", mit diesen Worten endete der Vortrag.

Ich wandte mich an Wolfgang: "Heißt das, ich habe jetzt alles falsch gemacht?"
"Nein, den Weg, den du mit deinem Betrieb bis jetzt gegangen bist, ist okay. Doch das kann so nicht weitergehen. BSE zeigt mir eigentlich ganz deutlich, die Verantwortung für die Natur zu übernehmen ist gerade für uns Bauern wichtig, um auch unsere Produkte qualitativ zu verbessern. Die Massentierhaltung hat keine Zukunft. Der Endverbraucher ist mittlerweile dazu bereit, mehr für Fleisch und Wurst zu bezahlen, um sicher gehen zu können. Wir Bauern müssen dann aber auch die Qualität liefern."
"Du meinst also, ich sollte trotz gegenteiliger Kalkulation weg von der Massentierhaltung, hin zu ökologischer Landwirtschaft, die mir teurer kommt, die aufwendiger ist, die meine Produkte verteuert?"
Ich sah Wolfgang fragend an. "Ja, das klingt unlogisch und scheint gegen jede wirtschaftliche Überlegung zu verstossen, aber bei mir hat es funktioniert. In meinem Hofladen stehen die Leute am Wochenende Schlange, um meine Wurst zu kaufen. Im Internet habe ich sogar einen online-shop, die Verkäufe darüber werden von Woche zu Woche mehr. Die Leute schätzen eben die Qualität meiner Wurst - und sie können sicher sein, was BSE betrifft."
Der Saal leerte sich, man hörte aufgeregte Diskussionen und hier und da drangen immer wieder die Worte BSE-Skandal, Tiermehl und Ruin durch das Stimmengewirr.
"Und denk dran", fuhr Wolfgang weiter fort, "wenn ich nicht umgestiegen wäre, ich hätte weiter meine Alpträume gehabt!" "Die habe ich bereits", entgegnete ich ihm, "letzte Nacht klagte mich ein abgetrennter Kuhkopf an und fragte mich nach dem Warum. Es war der Kopf von der Kuh, die gerade im Veterinäramt auf BSE getestet wird."
Wolfgang nahm meinen Arm und sagte: "Siehst du, die Tiere fangen schon an, uns anzuklagen. Nimm diesen Traum als Botschaft für dich und überlege, wie du weitermachen willst. Wie hieß denn deine Kuh?"
"Mira!"

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Quelle: Bio-Center, D-63329 Egelsbach
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