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Politik   
Tschernobyl noch lange nicht zu Ende
Regierungen feiern das Aus für den Atommeiler von Tschernobyl. Doch die Atompolitik a la Tschernobyl wird weiter betrieben. Und zwar gleich in dreifacher Tschernobyl-Manier:

Erstens: 13 Reaktoren des besonders unsicheren Tschernobyl-Typs laufen weiter.

Zweitens: Allein die Still-Legung in Tschernobyl kostet 1,5 Milliarden Mark. Die Brennstoffentladung des letzten Reaktors in Tschernobyl dauert acht Jahre, die Dekontamination weitere sieben Jahre. Die 1986 explodierte Reaktor-Ruine muss für Milliarden Dollar auf Jahrtausende "abgesichert" und immer wieder zu betoniert werden. Die Steuerzahler Europas dürfen sich noch viele Generationen lang daran beteiligen. Aber die Atombefürworter erzählen noch immer das Märchen vom" billigen Atomstrom".

Drittens: Das atomare Restrisiko der übrigen über 400 AKW weltweit bleibt jenes Risiko, das uns jeden Tag den Rest geben kann.

In der Ukraine mussten 2,5 Millionen Hektar Fläche aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. Dort leben weiter 3,5 Millionen Menschen auf verstrahlter Fläche: Unsägliches Leid noch für viele Generationen.

In diesen Tagen wurde bekannt, dass der frühere Direktor für die Aufräumarbeiten in Tschernobyl, Professor Wladimir Tschernonsenko, an den Folgen seiner Strahlendosis gestorben ist.


"Langfristig werden durch Tschernobyl 15 Millionen Menschen sterben", hatte Tschernonsenko Franz Alt 1995 in einem Fernsehinterview prophezeit und hinzugefügt: "Die AKW töten uns ganz leise." Er hat es jetzt selbst erfahren mit 58 Jahren. Tschernonsenko war Professor für Kernphysik.

Auf die Frage, ob die deutschen AKW sicherer seien, als die russischen sagte Tschernonsenko 1992 in einem "Spiegel"-Interview: "Sie explodieren etwas später."


Ist die Schließung des Tschernobyl-Reaktors ein Grund zum Feiern? Wenn die Politik wirklich etwas gelernt hätte aus dem Unfall, könnten wir die Frage bejahen. Doch die westlichen Industriestaaten haben sich von der ukrainischen Regierung und hauptsächlich von ihrer eigenen Atomlobby erpressen lassen: 3,4 Milliarden Mark werden für den Fertigbau von zwei ukrainischen Ersatz-AKW zur Verfügung gestellt. Die Atomindustrie, die in Westeuropa und USA ihrem Ende entgegensieht, freut sich über die neuen Aufträge in Osteuropa.

Solange der atomare Wahnsinn nicht weltweit beendet wird, bleibt die Gefahr eines neuen Tschernobyl unvermindert. Wie lange wollen wir dieses Verbrechen an der Menschheit noch dulden?


 
Quelle: Dr. Franz Alt Journalist, D-76530 Baden-Baden
http://www.sonnenseite.com
franzalt@sonnenseite.com
    

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