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Presse-Stelle:  ECO-News Deutschland, D-81371 München
Rubrik:Mode & Kosmetik    Datum: 12.01.2017
Oeko-Test spielt der konventionellen Kindermode mehr und mehr in die Hände
Abwertung der Öko-Pioniere
In seiner Januar-Ausgabe testet das Verbrauchermagazin Öko-Test Kinderjeans. Auch wenn von Sozialstandards, Transparenz, Inhaltsstoffen und Materialeigenschaften die Rede ist, ist es hauptsächlich ein einzelner Schadstoff, der zur knallharten Abwertung der Produkte führt: Anilin.

Der Test
Getestet wurden beispielsweise Gebrauchseigenschaften der Hosen, wie Reibechtheit oder Farbechtheit, die meisten Kinder-Jeans erhielten in dieser Kategorie ein "gut".

In Sachen unternehmerische Verantwortung wurden Fragebögen an die Inverkehrbringer der Jeans geschickt, in denen Auskunft gegeben werden musste zu Lieferkette, sozialer Verantwortung und Arbeitssicherheit. Nur wenige der Anbieter haben zur Zufriedenheit von Öko-Test geantwortet.

Unter der Rubrik Inhaltsstoffe ließ Öko-Test auf Formaldehyd testen, bei keiner der Jeans wurde das beauftragte Labor fündig. Optische Aufheller fand man in allen Hosen, bis auf die von einem einzigen Anbieter. Halogenorganische Verbindungen, die Allergien auslösen und Krebs erregen können, wurden in 9 der 21 getesteten Produkte gefunden, Nonylphenol, ein Umweltgift, steckte in nur einer Jeans.

Die Substanz, die zu einer rigorosen Abwertung von gleich vier Notenpunkten führte, ist Anilin. Es wurde bei der Abwertung nicht berücksichtigt, wie viel der Substanz in der Hose steckt, die bloße Nachweisbargeit der Chemikalie genügte. Die Begründung von Ökotest: Anilin stehe unter Krebsverdacht. Bei zehn der getesteten Kinderhosen wurde es gefunden.

Anilin

Anilin ist ein Baustein bei der synthetischen Färbung. Auch wenn man Anilin nicht als Substanz beim Färben einsetzt, kann es im Prozess durch Auseinanderbrechen von Molekülen entstehen. Laut Umweltbundesamt gibt es bereits seit 100 Jahren Indikatoren dafür, dass Arbeiter in Anilin-Färbereien verstärkt an Blasenkrebs erkrankt sind.

Aber: Entsprechende Testreihen am Tier oder Menschen liegen bislang jedoch nicht vor, daher existiert auch noch kein gesetzlicher Grenzwert für Anilin - weder in Deutschland noch in der EU. Also ist der Farbbaustein in der Gefahrenstoffverordnung der EU als "steht in Verdacht, Krebs zu erzeugen" eingestuft.

Die MAK1)-Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft erarbeitet u.a. Vorschläge für maximale Arbeitsplatz-Konzentrationen von flüchtigen Chemikalien und für Analyseverfahren. Sie kategorisiert Chemikalien gemäß ihres Risikopotentials. Anilin ist als MAK III-Kategorie 4 eingestuft worden, d.h. als ein Stoff mit krebserzeugendem Potential, der keine erbgutverändernde Wirkung hat. Bei Einhaltung des MAK- und BAT-Wertes ist kein nennenswerter Beitrag zum Krebsrisiko für den Menschen zu erwarten.

Die IARC2) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Anilin unter Gruppe 3, dh. "Nicht klassifizierbar bezüglich der Karzinogenität für den Menschen".

Die United States Environmental Protection Agency, eine unabhängige Behörde der amerikanischen Regierung zum von Umwelt und Gesundheit, bewertet Anilin als mutmaßliches Karzinogen und sieht keine Anzeichen dafür, dass es selbst karzinogen ist.

Der GOTS und IVN BEST verbieten den Einsatz von Anilin vollständig. Allerdings sind die Standardgeber sich darüber im Klaren, dass auch ohne den eigentlichen Einsatz der Chemikalie in Produkten Anilin Rückstände gefunden werden können. Grund dafür sind die bereits beschriebene Entstehung im Prozess und unbeabsichtigte Verunreinigungen. Vor diesem Hintergrund setzen die beiden als anspruchsvoll bekannten Standards einen Grenzwert von
100 mg/kg. In diesem Grenzwert sehen beide Standards eine ausreichend strenge Begrenzung, um die Sicherheit von Verbrauchern zu gewährleisten, auch die von Kleinkindern.

Anilinverbindungen sind Bestandteil von synthetischen Farbstoffen und in der Regel in der Grundstruktur des Farbstoffs fest gebunden. Das Prüfverfahren für Anilin ist genormt (DIN EN 71-10:2005 und DIN EN 71-11:2005). Bei Kinderjeans wäre ein Test auf freies Anilin sinnvoll gewesen, denn das ist die Form der Chemikalie, die sich auf die Gesundheit auswirken kann. Die Nachweisgrenze für Anilin liegt bei 5 mg/kg.

Wie ist der Test zu bewerten?
Letztendlich lag der Schwerpunkt bei der Bewertung in diesem Jeanstest darin, on Anilin im Produkt gefunden wurde oder nicht. Das hinterfragen wir gleich in zweierlei Hinsicht: Warum ausgerechnet Anilin, da es doch einige andere Substanzen in Kinderjeans gibt, die eindeutig als krebserregend eingestuft wurden und nicht nur als potentiell krebserregend, wie beispielsweise halogenorganische Verbindungen, die nur mit einem Notenpunkt abgestraft wurden. Zweitens führt diese Bewertung dazu, dass Produkte, die eigentlich mit gut oder sehr gut getestet wurden wegen einer gerade eben so nachweisbaren Anilinbelastung mit mangelhaft abschneiden.

Wiederholt haben wir darüber berichtet, dass sich ÖkoTest falscher Testverfahren bedient, was zu einem "Äpfel mit Birnen Vergleichen" führt. Ob das hier bei diesem Test auf Anilin der Fall war, erschließt sich uns bisher nicht ganz, wir können nur auf den Kommentar einiger getesteter Unternehmen verweisen, die davon sprechen, dass nicht auf freies Anilin getestet wurde. Zumindest wäre das eine mögliche Erklärung dafür, dass bei Tests, die die Unternehmen zur Überprüfung der Öko-Test-Ergebnisse bei unabhängigen Instituten kein Anilin gefunden wurde.

Wieder hat Ökotest sich darauf verstiegen, einen eigenen Fantasiegrenzwert zu setzen. Keine Behörde, kein Standard dieser Welt fordert derzeit eine Anilin-Belastung von unter 5 mg/kg im Produkt. Nur Ökotest. Solche Grenzwerte führen letztendlich dazu, dass die Verbraucher verwirrt sind und verunsichert. Schützende Gesetze, vertrauenswürdige Standards und fundierte Grenzwerte werden in Frage gestellt. Anbietern von Kindermode, die seit vielen Jahren als nachhaltig und verbraucherorientiert bekannt sind, wird das Vertrauen entzogen und besorgte Eltern greifen lieber zur konventionellen Billighose, die möglicherweise noch schlimmer mit anderen gefährlichen Substanzen belastet ist und unter schlechten sozialen und Umweltbedingungen produziert wurde.

Wir schätzen das Engagement des ÖkoTest Verlags sehr, mit dem er sich für eine nachhaltigere Textilwelt einsetzt. Wir fänden ein gewisses Vertrauen gegenüber fachlich hervorragend aufgestellten Instanzen, die Grenzwerte und Anforderungen formulieren, aber in höchstem Maße wünschenswert.

1.) Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe
2.) Agency for Research on Cancer


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