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Presse-Stelle:  Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V., D-53177 Bonn
Rubrik:Umweltschutz    Datum: 05.12.2000
Europaweiter Widerstand gegen Atomkraftwerk Temelin
Umweltverbände fordern Bundesregierung zum Handeln auf
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) forderte heute in Berlin zusammen mit dem BUND, BBU, den Südböhmischen Müttern gegen Atomgefahr und der Oberösterreichischen Plattform gegen Atomgefahr den sofortigen Teststopp des AKW Temelin in Tschechien. "Das gefährliche Milliardengrab Temelin muß unter allen Umständen zugeschüttet werden", sagte DNR-Präsidialmitglied Hubert Weinzierl.

Die deutsche Bundesregierung hat die Einhaltung des deutsch-tschechischen Umweltabkommens sicherzustellen und ein atomrechtliches Genehmigungsverfahren, sowie eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung mit ausreichender Öffentlichkeitsbeteiligung unter Einbeziehung der Nachbarstaaten Deutschland und Österreich durchzusetzen, verlangte der DNR.
Dringend zu klären ist, wer im Katastrophenfall die Schadenshaftung zu übernehmen hat. Vertreter des BUND haben dem tschechischen Botschafter eine Petition übergeben, in der ein Teststop und ein öffentliches Genehmigungsverfahren gefordert werden.
Das Atomkraftwerk Temelin gilt neben den geplanten Atomkraftwerken Khmelnnitzky 2 und Rowno 4 in der Ukraine als besonders gefährlich.

In Tschechien reicht der Protest gegen die geplante Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin von den Südböhmischen Müttern bis zum Staatspräsidenten Vaclav Havel, sagte Dana Kuchtova, Vorsitzende der Südböhmischen Mütter gegen Atomgefahr Budweis. Der Sprecher der Oberösterreichischen Plattform gegen Atomgefahren, Josef Pühringer kündigte an, den EU-Beitritt Tschechiens wegen Temelin aufzuhalten. Im Bayerischen Wald und dem Landkreis Passau finden sich fast wöchentlich Tausende zu Protestkundgebungen an den Grenzübergängen von Waidhaus bis Philippsreut ein.

Ein SuperGAU in Temelin hätte tausende von "Soforttoten" und hunderttausende sog. "Langzeittoter" zur Folge. Große Flächen zwischen Prag, Wien und München wären für Jahrzehnte oder Jahrhunderte nicht bewohnbar. Diese Schäden sind nirgends versichert, beklagte Ludwig Trautmann-Popp vom Bund Naturschutz in Bayern. Temelin verstößt nicht nur gegen die Sicherheitsregeln, wie sie z.B. für den Bau deutscher Atomkraftwerke verpflichtend sind, es widerspricht auch den Wettbewerbsregeln im liberalisierten Strommarkt.

Gefährlicher Technologiemix
In Temelin (Südböhmen), 60 km hinter der bayerischen Grenze, beginnt das Experiment, ob sowjetische Reaktortechnik mit amerikanischen Brennelementen und amerikanischer Steuerungstechnik in Einklang zu bringen ist. Schon bei den ersten Testversuchen im Oktober 2000 sind schwerwiegende Pannen aufgetreten. Die russische Hardware reagiert nicht auf amerikanische Software.
Was den sowjetisch-amerikanischen Technologiemix betrifft, hüllt sich der tschechische Strommonopolist CEZ, der Temelin erbaut, in konsequentes Schweigen. Während der langen Bauzeit hat es eine Fülle von Unfällen, Wasser im Gebäude, verrosteten Schweißnähten und falsch auf die Baustelle gelieferten Uranbrennelementen gegeben. Auch bei den ersten Inbetriebnahmearbeiten traten Störfälle mit Ventilen und Steuerstäben auf. Während der Testläufe fielen Ende Oktober alle 4 Hauptpumpen im Primärkreislauf aus. Dies erforderte eine Schnellabschaltung der Tests per Hand, da die Automatik bei niedriger Leistung abgeschaltet ist. Von CEZ und Aufsichtsbehörde wurde dies als "keine ernste Angelegenheit" heruntergespielt. Ähnliche Niedrigleistungstests haben die Katastrophe von Tschernobyl ausgelöst!

Sicherheitsmängel gravierend
Seit 1982 sind in Temelin zwei Reaktoren mit einer Nettoleistung von je 920 MW im Bau. Seit der Wende wird der sowjetische Reaktortyp von der US-Firma Westinghouse nachgerüstet. Inzwischen ist diese aus dem Atomgeschäft ausgestiegen und wird durch die britische Skandalfirma BNFL in Temelin ersetzt. Derzeit laufen physikalische Tests zum bevorstehenden Probelauf.

Das AKW Temelin war 1991 etwa baugleich mit dem Atomkraftwerk Stendal in Sachsen-Anhalt begonnen worden. Umweltminister Töpfer ließ die Baustelle Stendal stilllegen, weil es keine Chance gab, das Kraftwerk nach deutschem Atomrecht zu genehmigen. In Tschechien aber wurde weitergebaut, obwohl klar war, dass der Strom aus Temelin für die Stromversorgung Tschechiens nicht erforderlich ist.

Das Containment des Temelin-Reaktors ist viel schwächer als das deutscher Reaktoren, so dass es auch mittlere Flugzeugabstürze nicht aushält. Nach Angaben der CEZ gibt das AKW Temelin schon im Normalbetrieb große Mengen radioaktiver Stoffe an die Umgebung ab, je nach Nuklid das 100 bis 1000-fache vergleichbarer deutscher Reaktoren.

Bei einer Pressefahrt des Bund Naturschutz im September 1999 antwortete der Bauleiter auf kritische Fragen (ZDF): "Probleme in diesem Werk? Die haben wir nicht. In Temelin gibt es eine Sicherheitshülle und die reicht aus. Es kann nichts passieren. Wir haben die Sicherheitsphilosophie von den Russen übernommen, und die ist im Grunde gut. Ein zweites Tschernobyl gibt es nicht." Diese zur Schau getragene Ignoranz der Problematik ist noch gravierender als die Sicherheitsmängel.

Überflüssige Stromquelle
Der Höhepunkt des Wahnsinns: Da Strom sowohl im westlichen als auch im östlichen Ausland sehr viel billiger zur Verfügung steht als aus dem neugebauten Atomkraftwerk Temelin, muss CEZ mit vielen Hundertmillionen DM jährlich den Strom aus Temelin (je Reaktorblock ca. 6 Mrd. kWh) soweit heruntersubventionieren, dass er im Ausland, vorrangig in Deutschland verkauft werden kann.

Bezogen auf die Kaufkraft der tschechischen Krone (Vergleich mit Einkommen von Lehrern, Ingenieuren, Arbeitern etc.) bezahlt der tschechische Privatkunde schon heute rund dreimal soviel für eine kWh wie der Bundesbürger. Mit der Subventionierung des Temelinexportstromes wird der Strompreis in Tschechien weiter massiv steigen.

Die EU (die sich ja sogar um das Stromeinspeisegesetz Gedanken macht!) muss endlich klären ob es rechtens sein kann, dass billiger und gefährlicher Strom aus Osteuropa hochsubventioniert in das ohnehin von Überkapazitäten gezeichnete westeuropäische Stromnetz importiert werden darf.

Deutscher Kraftwerksüberschuss macht Importstrom unnötig
Allein die deutschen Kraftwerksüberkapazitäten (d. h. die derzeit stillliegenden, abgeschriebenen Kraftwerke) könnten auf Anforderung über 300 Mrd. kWh Strom im Jahr zusätzlich zum deutschen Stromverbrauch erzeugen. Auf die 6 Mrd. kWh aus Temelin können wir daher leicht verzichten.

E.on und VEAG, die über die großen Transportleitungen nach Tschechien verfügen, sind aber an subventioniertem Strom interessiert. E.on hat sogar Ambitionen, bei der bevorstehenden Privatisierung von CEZ das ganze Unternehmen zu schlucken.


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