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Politik & Gesellschaft   
von »nutztieren« und »nutzmenschen«. nachlese zum bürgerforum live vom 22.6.2011 des bayerischen fernsehens
von christian vagedes (1. vorsitzender vegane gesellschaft deutschland e.v.)
gemeinsam mit linda stefancic (basisgruppe vegane gesellschaft deutschland e.v. münchen-nord) folgte ich der einladung des bayerischen fernsehens (br) nach münchen gern. denn die sendung wurde ja angekündigt unter der schlagzeile »geplante hühnerfarm. aufstand der bürger«.

an diesem aufstand beteiligen wir uns mit freude, zumal unsere münchener basisgruppe erst vor kurzem eine demonstration für den fleischausstieg und gegen die errichtung neuer mastanlagen durchgeführt hat.

leider konnte ich - im gegensatz zu anderen teilnehmer_innen - dann nicht in ruhe ausreden. die china study wollte ich aus bestimmten gründen ins spiel bringen, leider unterbrach mich der moderator und verzerrte so mein statement. deshalb möchte ich mein argument an dieser stelle nachreichen. schon in der einleitenden einspielung zur sendung wurde den »verbraucher_innen« die alleinschuld für die lage der tiere zugeschoben.


trifft die verbraucher_innen die alleinschuld an der lage der tiere?


doch solche aussagen kann nur derjenige treffen, der die erkenntnisse der china study noch nicht kennt oder sie verschweigt. würde die deutsche gesellschaft für ernährung (dge) und würden bestimmte leitmedien stärker als bisher ihrer verantwortung nach ausgewogener information nachkommen, wüssten die verbraucher_innen längst über die gesundheitsgefährdenen risiken einer auf tierprotein basierenden nährung bescheid.

denn wer über die risiken von tierproteinen bescheid weiß, der wird sich schon allein deshalb genau überlegen, ob er produkte wie wiesenhof-hähnchen oder -eier noch kauft. insofern ist die »schuld der verbraucher_innen« relativ.


die neuen/alten ausreden der tierausnutzer_innen


die live-sendung machte deutlich, dass sich die fleischlobbyist_inn_en auf neue (alte) ausreden festgelegt haben. diese lauten:

-> wenn wir in deutschland keine mastanlagen bauten, dann täten es andere.

-> »nutztiere« seien keine tiere. zitat: »ich finde es schwierig, wenn zum beispiel der herr von den veganern beurteilen will, ob ein hähnchen glücklich ist oder nicht«.

-> nur die tierausnutzer_innen hätten ahnung von tieren. tierrechtler_innen und veganer_innen nicht.

so dürftig sind die »argumente«, die hierzulande die tierausnutzer_innen noch haben.

das »argument« mit dem wirtschaftlichen druck, den man in deutschland habe, kennen wir seit jahren aus der atomdebatte, heute freuen wir uns, als erstes großes land vollständig aus der nutzung der atomenergie auszusteigen. ebenso können wir als erstes den fleischausstieg praktizieren: atom- und fleischausstieg begünstigen beide die automatische förderung ihrer jeweiligen alternativen. alternative energien werden durch den atomausstieg gefördert und fleischalternativen durch den fleischausstieg. so kann auch der fleischausstieg wirtschaftliche vorteile haben, weil wir dann wie keine andere region die alternativen vorwärts bringen.

dass »nutztiere« keine tiere seine, glaubt kein mensch, der ein bisschen bewusstsein hat, denn zu »nutztieren« wurden diese tiere nur dadurch, dass der mensch sie ausnutzte. mit demselben absurden »argument« könnte man die verklavung von menschen gutheißen, weil sie keine menschen, sondern »nutzmenschen« seien.


tiere sind weder maschinen noch zuchtmaterial. sie haben eindeutig gefühle


die tierausnutzer_innen haben tatsächlich keine ahnung von tieren, solange sie diese nur als maschinen betrachten. der wiesenhof-vertreter sprach wörtlich von »zuchtmaterial« und degradierte tiere so zu etwas technischem, aber es handelt sich auch bei der schlimmsten qualzucht noch um ein lebewesen, nicht um material.

»ahnung« von den gefühlen der tiere haben tierausnutzer_innen offenbar überhaupt nicht. hätten sie ahnung, dann würden sie tiere weder als maschinen noch als material betrachten und sie auch nicht so behandeln, geschweige denn töten.

die bedeutendsten universitäten der welt haben verstärkt in den vergangenen jahren nachgewiesen, dass tiere gefühle haben. national geographic titelte vor nicht allzulanger zeit: »haben tiere gefühle? und wie!«

selbstverständlich bedarf es dazu eigentlich gar keiner wissenschaft, denn das tiere gefühle haben, weiß man auch, wenn man sein herz nicht ausschaltet. aber zu behaupten, veganer_innen und tierrechtler_innen hätten von tieren keine ahnung, ist mumpitz bzw. ist es doch genau andersrum.

ein aufstand von bürger_innen sieht anders aus. doch dazu bedarf es mehr aufklärung: über die risiken der nicht-veganen ernährung, über das leiden der tiere und darüber, dass tiere ebenso gefühle haben wie wir. dazu gehört auch, dass weder tiere noch menschen für hartherzige egoist_inn_en die »nützlichen idioten« spielen dürfen - und dafür sogar ihr leben riskieren und (mehrheitlich bei den tieren) verlieren.

denn solange man menschen gezielt verschweigt, was in der china study steht, sind nicht nur die »nutztiere« opfer, sondern auch die sogenannten »verbraucher_innen« tatsächlich soetwas wie »nutzmenschen«, denn sie lassen sich ausnutzen und verbrauchen für eine anachronistische industrie, die wir in den kommenden jahren durch den fleischausstieg überwinden bzw. umbauen müssen.

ps: obwohl keine weiteren sitzplätze an weitere veganer_innen ausgegeben werden konnten, erkundigten sich im anschluss an die sendung mindestens zehn menschen - angetan von unseren äußerungen - über die vegane gesellschaft deutschland und nahmen bring-liebe-flyer mit nach hause.

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tipps für die eigene recherche:

...bilde dir innerhalb von 45 minuten selber ein urteil: die vollständige sendung kann in der mediathek des bayerischen rundfunks kostenfrei unter untenstehenden link abgerufen werden. bitte in die suchmaske (oben links in der br-mediathek zu sehen) "bürgerforum" eingeben und dann die angezeigte sendung vom 22.6.2011 anklicken:

>> mediathek-video.br-online.de/o16/br/b7/player/public/b7mediathek.html?bccode=bfs

 
Quelle: Vegane Gesellschaft Deutschland e.V., D-10052 Berlin
http://www.vegane-gesellschaft.org
info@vegane-gesellschaft.org
    

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