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Energie   
Beheizung von Gebäuden: Erhebliche Einsparpotenziale bei Energieverbrauch und Kosten aufgedeckt
Umweltbundesamt und Dt. Mieterbund stellen "Kommunalen Heizspiegel" vor
Im Durchschnitt wird in Deutschlands Haushalten doppelt so viel Energie für Heizung und Warmwasser verbraucht wie nach dem heutigen Standard nötig wäre. Bei jedem zehnten Gebäude liegt der Verbrauch sogar um 200 Prozent über den Werten moderner, energieeffizienter Bauten. Dies ist das Ergebnis des Forschungsprojekts "Kommunale Heizspiegel", das das Umweltbundesamt und der Deutsche Mieterbund heute in Berlin vorgestellt haben. Kommunale Heizspiegel erfassen den durchschnittlichen Energieverbrauch und die Kosten für Heizung und Warmwasserbereitung in einer Kommune. So können Hauseigentümer und Mieter ihre eigenen Heizkosten vergleichen und ermitteln, ob ihr Verbrauch angemessen ist oder ob sich gegebenenfalls eine Sanierung lohnt. Besonderer Vorteil der Kommunalen Heizspiegel: Sie helfen, herauszufinden, in welchen Gebäuden besonders viel Energie für das Heizen verbraucht wird. Dort ist der ökologische und ökonomische Nutzen der Investition in moderne Heiz- und Wärmedämmtechnik besonders groß. Eine Sanierung allein dieser Hochverbraucher würde den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids aus zentralbeheizten Mehrfamiliengebäuden in Deutschland um zehn Prozent senken.

Heizspiegel ähneln den bereits in vielen Städten existierenden Mietspiegeln, haben allerdings keine rechtliche Verbindlichkeit. Sie erfassen den Heizenergieverbrauch und die Heizkosten, die im Durchschnitt in einer bestimmten Stadt anfallen. Dabei erfolgt eine Aufschlüsselung nach Art der Heizung (Gas, Öl oder Fernwärme), Form der Warmwasserbereitung (zentral oder dezentral) sowie Größe der Wohnfläche. Sie bieten Haus- und Wohnungseigentümern oder -mietern eine kostengünstige Möglichkeit, ihre eigenen Heizkosten zu überprüfen und mit dem Durchschnitt zu vergleichen. Ergibt dieser Vergleich einen überdurchschnittlich hohen Energieverbrauch, sollte ein Fachmann mit einem Energiegutachten beauftragt werden, das genauere Aussagen zur Energieeffizienz des Gebäudes erlaubt und Hinweise darauf gibt, ob sich Investitionen in energiesparende Heiztechnik und Wärmedämmung lohnen.

Der Deutsche Mieterbund, Köln, und die ArbeitsGruppe Energie, München, haben im Auftrag des Umweltbundesamts und des Bundesumweltministeriums Heizspiegel für die Städte Kiel, Hamburg, Dortmund, Naumburg, Dresden, Wiesbaden und Esslingen erstellt. Durch die Unterstützung mehrerer Heizkostenverteilfirmen, die ihre Daten anonymisiert zur Verfügung stellten, stand eine große Datenmenge zur Verfügung. Außerdem reichten viele Mieter und Hausbesitzer im Tausch gegen ein kostenloses Kurzgutachten über den energetischen Zustand des jeweiligen Gebäudes ihre Heizkostenabrechnung ein.

"Das Projekt war ein voller Erfolg. Die Ergebnisse des Kommunalen Heizspiegels sind sehr aufschlussreich. Wir hoffen jetzt, dass andere Kommunen die Idee aufgreifen", fasste Professor Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, die bisherigen Erfahrungen zusammen. Herausragendes Ergebnis sei das hohe Einsparpotenzial für Energie und Kosten im Bereich der Gebäudeheizung. In vielen Fällen bringe eine energetische Sanierung neben positiven Umwelteffekten auch wirtschaftliche Vorteile für die Beteiligten. Die Vermieter profitierten, weil sich die Gebäude besser vermieten lassen und einen höheren Verkaufswert haben. Zudem könne die Sanierung über eine Erhöhung der Kaltmiete finanziert werden.

Viele Mieter könnten trotz erhöhter Kaltmiete durch sinkende Nebenkosten mit gleichbleibender oder sogar sinkender Warmmiete rechnen, während gleichzeitig der Komfort steigt. Nicht zuletzt profitiere auch der Arbeitsmarkt von einer verstärkten Sanierungstätigkeit: "Es ist sinnvoller, das Geld in das Baugewerbe zu investieren als in Energie, die durch Wände und Fenster nach draußen verschwindet", sagte Troge.

Der Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes, Franz-Georg Rips, betonte das Ziel des Verbandes, eine flächendeckende Transparenz bei Heizenergieverbrauch und Heizkosten in Deutschland zu schaffen. "Das wird ein Schwerpunkt bei der Fortsetzung des Projekts sein, da nur so eine Verknüpfung von sozialen, ökonomischen und ökologischen Komponenten der Nachhaltigkeit möglich ist."

Die Ergebnisse der Studie wurden in einem Faltblatt "Kommunale Heizspiegel" zusammengefasst. Es enthält darüber hinaus Tipps, wie jeder Einzelne auch ohne Vorliegen eines Heizspiegels und ohne aufwendige Sanierungsmaßnahmen Heizkosten und -energie sparen kann:

Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich nicht mehr als 20 Grad Celsius betragen. Jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Heizkosten.

Auch eine nächtliche Senkung der Temperatur um fünf Grad trägt zum Sparen bei. Bei längerer Abwesenheit reicht eine Temperatur von zwölf Grad.

Dauerlüfter heizen buchstäblich zum Fenster hinaus. Stattdessen lieber öfter kurz (maximal zehn Minuten) und kräftig stoßlüften.

Um "heimliches" Dauerlüften zu vermeiden, Fenster gut abdichten. Einfachscheiben können kostengünstig mit Isolierfolie versehen werden. Nachts Rollläden und Vorhänge schließen.

Heizkörpernischen stellen oft Kältebrücken nach außen dar. Nachträgliche Isolierung, bei Platzmangel notfalls mit dünner Aluminium-Dämmfolie, schafft Abhilfe.

Warmwasserleitungen sollten isoliert werden, um Wärmeverluste und unerwünschte Aufheizung von Kellerräumen zu vermeiden.

Regelmäßige Überprüfungen der Heizanlage durch den Fachmann - am besten zu Beginn der Heizperiode - gewährleisten einen effektiven und wirtschaftlichen Betrieb. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Heizkörper in ungenutzten Räumen heruntergeregelt werden, die Temperatursenkung während der Nacht richtig eingestellt ist, der Druck im Heizsystem stimmt und die Warmwassertemperatur nicht mehr als 60 Grad beträgt.

Elektrische Zusatzheizungen wie Heizlüfter und Radiatoren sollten nur im Notfall benutzt werden. Ein Dauerbetrieb dieser Geräte ist reine Energie- und Geldverschwendung!

Heizungsanlagen, die älter als zehn Jahre sind, sollten baldmöglichst erneuert und durch moderne Anlagen, zum Beispiel Brennwertkessel, ersetzt werden. Geräte mit geringem Energieverbrauch und Umweltbelastung erkennt man zuverlässig am Umweltzeichen "Blauer Engel".

Berlin, den 26.11.1999


! Das Faltblatt "Kommunaler Heizspiegel" kann kostenlos beim Umweltbundesamt, ZAD, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin, Fax: 030/8903-2912 bezogen werden. Die Veröffentlichung "Kommunaler Heizspiegel für sieben ausgewählte Standorte" ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes als Nr. 68/99 erschienen, umfasst 85 Seiten und kostet 15,- DM. Sie kann gegen Einsendung eines Verrechnungsschecks an die Firma Werbung und Vertrieb, Ahornstraße 1 - 2, 10787 Berlin, bestellt werden. Bitte bei der Bestellung TEXTE 68/99 angeben und auch den Absender nicht vergessen.


 
Quelle: Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt, D-14193 Berlin
http://www.umweltbundesamt.de
karsten.klenner@uba.de
    

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