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Grüner Wohnen - Teil2
Text: Ulf Lüdeke
Foto: © Bruno Helbig / Knesebeck BmbH & Co. Verlag KG

Schulze Darup gilt als einer der erfahrensten Experten für energetisches Sanieren. Er berät Bauherren, begleitet auch größere Siedlungsprojekte, hält Vorträge und publiziert Artikel und Bücher zum Thema. "Nicht jedes Gebäude muss heute schon saniert werden. Für ein Haus, das vor 20 Jahren nach einem guten Standard gebaut oder überholt wurde, ist die nächste Sanierung möglicherweise erst in 15 oder 20 Jahren sinnvoll. Das, sowie der Einsatz der richtigen Materialien, muss im Einzelfall vom Energieberater geprüft werden."

Grundsätzlich, so Darup, sei denkbar, verschiedene Komponenten eines Hauses zeitlich versetzt zu sanieren, um die Kosten niedrig zu halten, etwa zuerst das Dach oder nur den Keller. Oder nur Fassade und Fenster, denn bei Häusern, die älter als 50, 60 Jahre sind, ließen sich genau an diesen Stellen die größten Energieeinsparungen erzielen. Davon, Fassade und Fenster getrennt zu sanieren, rät Schulze Darup dringend ab: "Wer nur die Fenster saniert, macht die Raumecken zur kältesten Stelle im Gebäude. In der Folge kann es dort Kondenswasserniederschlag und Schimmel geben. Außerdem sollten die Fenster aus gestalterischen Gründen um das Maß der Dämmung nach außen verlegt werden. Dadurch liegt der Rahmen zugleich im Dämmbereich und die Wärme-brücken sind minimiert." Zudem fielen die Förderungsmöglichkeiten höher aus, wenn das Gebäude im Gesamtkonzept saniert werde. "Der wichtigste Tipp, den ich deshalb geben kann, lautet: auf keinen Fall halbherzig sanieren! Wenn schon, dann so, dass die Gebäude die nächsten 40 bis 50 Jahre bestehen können."

Ohne Schönheitsreparaturen, Brandschutzmaßnahmen, Schallschutz oder Grundrissänderungen kostet eine energetische Sanierung von Außenwänden und Heizung im günstigsten Fall etwa 400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, rechnet Schulze Darup vor. "200 Euro davon entfallen auf Maßnahmen, die ohnehin notwendig gewesen wären, 100 Euro, um das Gebäude auf den gültigen Niedrigenergiestandard zu bringen, und weitere 100 Euro, um diesen Standard zu überbieten und das Haus wirklich zukunftsfähig zu machen."

Die letztgenannten 100 Euro sind das Ergebnis eines von der Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungsprojekts namens "Faktor 10", das Schulze Darup mit dem Forschungsteam Passivhaustechnik für die Gebäudesanierung entwickelt hat. Ziel war es, mit vergleichsweise geringen Zusatzkosten den Energieverbrauch um den Faktor 10 zu reduzieren, also um 90 Prozent auf ein Zehntel des Ausgangswertes. Erreicht würden diese positiven Nebeneffekte vor allem durch hochwertige Dämmung der Außenwände, dreifach verglaste Passivhausfenster, Wärmebrückenoptimierung, Luftdichtheit und Lüftungstechnik, sagt der 56-Jährige, der sich bereits während seines Studiums in Berlin in den 70er Jahren intensiv mit ökologischen Aspekten der Architektur befasste. Die Innenoberflächen der Wände eines Passiv- oder Plusenergiehauses bleiben auch im Winter wohlig warm. Selbst, wenn die Heizung abgeschaltet wird, fällt die Temperatur tagsüber maximal um ein Grad, während bei älteren Bauten die Wände innerhalb weniger Stunden abkühlen.

Bei einem geförderten Sanierungsprojekt der WBG Nürnberg in der Kollwitzstraße gelang es Schulze Darup und dem Planungsteam so, den jährlichen Heizwärmebedarf von 204 auf 27 kWh pro Quadratmeter zu verringern. Sie passten 54 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen des 1961 errichteten Gebäudes im Grundriss neuen, aktuellen Bedürfnissen an, vergrößerten die Wohnfläche durch Vorbauten und schufen im Dachbodenbereich zusätzliche Wohnungen im Passivhausstandard, der "mit geringstem Mehraufwand" durch ein paar Zentimeter mehr Dämmdicke im Dachbereich erzielt werden konnte.

"Auch Freunden ist das angenehme Klima in unseren Räumen aufgefallen", sagt Werner Börkel, der mit Frau und vier Kindern in einer der Wohnungen in der Kollwitzstraße lebt, "die Wände sind warm und wir haben stets frische Luft"- und das trotz Fenstern, die wegen der Wärmerückgewinnung meist geschlossenen seien. Die Mietkosten seien zwar etwas höher als vorher, aber das zahle sich ja auch aus: "Im Winter ist es überall angenehm gleich warm und im Sommer nicht so heiß." Und die durchschnittlichen Heizkosten lägen für 90 Quadratmeter Wohnfläche bei nur 35 Euro im Monat.

Wer ein Haus sanieren möchte, beantragt die Förderung bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Die KfW subventioniert jene Bemühungen, die über die gesetzlichen Anforderungen der Energieeinsparverordnung hinausgehen. Schon wer ältere Gebäude auf Neubaustandard (Niedrigenergiehaus) bringen will, kann Zuschüsse beantragen, die in Form zinsgünstiger Kredite oder als direkte Hilfe für Einzelmaßnahmen gewährt werden. Auch die Kosten des Energieberaters, der für die Sanierung eines Einfamilienhauses im Schnitt rund 850 Euro verlangt, können zur Hälfte gefördert werden.

Foto: © Steffen Jänicke / Knesebeck BmbH & Co. Verlag KG
Damit Deutschland seine Selbstverpflichtung erreichen kann, die CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2020 um 40 Prozent zu verringern, fordern Fachleute wie Burkard Schulze Darup vom Bund allerdings eine deutlich höhere Sanierungsrate, die nur über kontinuierliche und wesentlich höhere Förderungen erreicht werden könne. Für das laufende Jahr sind die Subventionen für die CO2-Gebäudesanierung auf 435 Millionen Euro zusammengeschrumpft, die Sanierungsrate liegt derzeit bei 1,2 Prozent. Schulze Darup und andere Kritiker halten fünf Milliarden Euro für nötig, damit das Klimaschutzziel erreicht werden kann.

Die "zögerliche Subventionspolitik" sei umso weniger verständlich, weil die Staatskasse umso mehr verdienen würde, je höher die Hilfen ausfielen, rechnet der Nürnberger vor. "Erhöht die Bundesregierung durch Förderungen und Steuererleichterungen die Sanierungsrate auf 2,5 Prozent, stiege das Investitionsvolumen der Bauwirtschaft um bis zu 60 Milliarden Euro. Es würden neue Arbeitsplätze geschaffen. Und zählt man Mehrwertsteuer, Lohnsteuer und verminderte Arbeitsmarktkosten hinzu, flössen etwa 25 Prozent dieser Mehrinvestitionen in den Staatshaushalt zurück, mindestens zehn Milliarden Euro."

Wie genau und nach welchen Berechnungsgrundlagen Sanierungsmaßnahmen zwischen Vermieter und Mietern künftig aufgeteilt werden (derzeit können Vermieter elf Prozent der energetischen Sanierungskosten auf die Miete umrechnen - was zu dieser Sanierung zählt, ist allerdings bislang unzureichend geregelt), sei "nur ein Detailproblem", das sicher gelöst werde, meint der Architekt. "Viel wichtiger ist, dass in den letzten Jahren eine Revolution stattgefunden hat. Über Jahrzehnte haben wir uns damit abgefunden, dass Energie nur in großen Kraftwerken erzeugt werden kann. Nun, da die Erzeugung erneuerbarer Energie immer rentabler geworden ist, kann jeder Hausbesitzer sein eigenes Haus zu einem kleinen 'Kraftwerk' umbauen und mehr Energie liefern als beziehen." Die Deutschen haben mit dem Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien die Photovoltaik marktfähig gemacht und besitzen eine hervorragende Ausgangsposition. "Wir wären doch ganz schön dumm, wenn wir diesen Vorteil aus der Hand geben würden."

Das sieht auch Rolf Disch nicht anders. Und hat vor zwei Jahren alle 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland angeschrieben, seine Plusenergiesiedlung vorgestellt und appelliert, bei der Ausweisung von Neubaugebieten den bestmöglichen Energiestandard zu fordern. Hunderte Delegationen kamen seitdem nach Freiburg, um sich das Solarwunder anzusehen, 300 haben Interesse bekundet. Und in Berlin, Nürnberg, Königsfeld und Waissach sind vier neue Plusenergiesiedlungen bereits in Planung. "Die Kommunen sind leider nicht gerade die schnellsten Entscheider. Und Bauträger-Firmen sind ziemlich konservativ: Sie schauen sich zwar interessiert neues Know-how an, aber wenn es um den Preis geht, wollen es die meisten so billig wie möglich machen", kommentiert der Freiburger Öko-Visionär die noch überschaubare Zahl konkreter Planungen.

Genau aus diesem Grund klingen Projekte wie jenes in Berlin von der "Initiative Möckernkiez", an dem Disch mit vier anderen Planungsbüros beteiligt ist, vielversprechend. Eine Bürgerinitiative hat sich dort zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, um ein nachhaltiges, autofreies Wohngebiet mit rund 400 Passiv- und Plusenergiewohnungen auf einem drei Hektar großen Areal im Gleisdreieck Kreuzberg, Tiergarten und Schöneberg zu errichten.

Die Chancen, dass Deutschland es bis 2050 zum ersten Plusenergieland der Welt schaffen könnte, waren noch nie so gut. "Jetzt muss nur noch jeder Einzelne umdenken und sich nicht mehr als "Teil des Problems sehen, sondern als Teil der Lösung", sagt Rolf Disch. "Jeder kann seine Zukunft und die seiner Kinder ein Stück weit selbst in die Hand nehmen. Das ist eine beruhigende und aufregende Vorstellung gleichermaßen."




"Wir müssen das Bauen neu durchdenken"

Thomas Herzog, Pionier eines ökologieorientierten Bauens, über die Anforderungen an die Architektur der Zukunft.

Herr Herzog, können Sie das perfekte ökologische Haus umreißen?

Umreißen nur im Sinn von um-reißen, denn ökologische Architektur im strengen Sinne gibt es gar nicht. Ein Haus ist immer ein Eingriff in die Natur. Man kann aber sagen, dass ökologische Kriterien eine zunehmende Rolle spielen sollten. Das geht indes nicht nach Rezepten. Es reicht nicht, zu sagen, "baue ein Holzhaus mit Wintergarten und grünem Dach". Wenn so etwas falsch konstruiert wird, endet das im Desaster. Wir brauchen die gesamtheitliche Betrachtung und viel Kompetenz, was die Materialien anbelangt. Ein Gebäude muss bleibenden Charakter haben. Es darf nicht sein, dass wir etwas bauen, wovon wir wissen, dass wir es in 20 Jahren wieder loswerden müssen. Zumal meist nicht einmal ein Recycling, sondern ein Downcycling daraus wird, also eine minderwertigere Wiederverwendung. Wegwerfen kann man nichts, weil es "weg" nicht gibt.

Sie haben beides gemacht: komplett wiederverwendbare Bauten für die Bundesgartenschau 2005 geschaffen und mit internationalen Kollegen in Linz einen ganzen Stadtteil in ein bleibendes energie-effizientes Areal umgewandelt...

Die Gestaltung ist von Fall zu Fall neu zu entscheiden. Mir geht es nicht um einen Stil. Immobilien müssen auf die Umstände vor Ort reagieren. Sie sollen zum Beispiel nicht nur Schutz vor Sonne, Wind und Regen bieten. Sie sollen diese Umweltkräfte auch nutzen. So haben wir etwa die Kaminwirkung, die bei einem Hochhaus entsteht, genutzt, um die Durchlüftung zu organisieren. Das sind wirklich neue Strategien. Wir brauchen keine affektierten Formenspiele, sondern sensibles, gutes Design.

Sie sprechen die Ästhetik an. Viele, die eigentlich ökologisch bauen wollen, fürchten, ihr Haus würde dann hässlicher.

Ein Eindruck, der sich leider bestätigt, schaut man sich die Dächer bei uns in Oberbayern an: wunderschöne alte Gehöfte, oft verschandelt von einem Wirrwarr thermischer Kollektoren, photovoltaischer Paneele und Dachfenster! Die Solarenergie zu nutzen, war mir immer ein Anliegen, aber bitte nicht so, dass jeder machen kann, was er will.

Wie könnte eine gelungene Synthese zwischen Baukultur, Ästhetik und Ökologie aussehen?

Es darf keine Inszenierung auf Zeit sein. Wir müssen in diesem Jahrzehnt das Bauen neu durchdenken. Es verlangt hohe, auch technische Kompetenz, Dinge so zu sortieren, dass sie den wechselnden Ansprüchen gemäß umstrukturiert werden können, statt sie abzureißen und neu zu bauen. INTERVIEW: JOANA ORTMANN

Thomas Herzog ist Architekt und emeritierter Professor der TU München.



Erschienen in natur+kosmos, Ausgabe Oktober 2011, www.natur.de

Hier gelangen Sie zum 1. Teil unseres Artikels.

Weiterführende Literatur: Joachim Fischer - Grüne Wohnträume
 
 
 
 
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