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Menschen und Visionen: Shiva Vandana
Portrait-Serie: Träger des alternativen Nobelpreises
Shiva Vandana

arbeitete als Quantenphysikerin bevor sie ihre 'Research Foundation for Science, Technology and Ecology' gründete, um indische Grasswurzel-Initiativen aktiv zu unterstützen und für selbstbestimmte Entwicklungswege zu werben. Heute gilt Vandana Shiva als eine der wichtigsten globalen Aktivisten für Biodiversität und ökologische Landwirtschaft, spielt im Kampf gegen die Globalisierung und Gentechnik eine zentrale Rolle und gilt als Philosophin des Öko-Feminismus. Sie erhielt den Alternativen Nobelpreis 1994.

Weltweite Aktivistin für Frieden, Demokratie und biologische Vielfalt
Die indische Quantenphysikerin Vandana Shiva (RLA 1993) ist längst zur Symbolfigur dafür geworden, dass alternative Ansätze sich nicht auf ein Themengebiet beschränken können, sondern das ganze Netzwerk einer 'anderen Zukunft' berücksichtigen müssen. Den alternativen Nobelpreis erhielt die Wissenschaftlerin neben ihrem Engagement für die Rechte der indischen Urbevölkerung vor allem für ihre Bemühungen, mit dem Öko-Feminismus die weibliche Perspektive in die ökologische Diskussion einzubringen. Mittlerweile ist Vandana Shiva jedoch ebenso auf dem Gebiet der Globalisierungskritik, dem Schutz des Saatgutes, die Friedens- und Demokratiebewegung engagiert. Das die Bereiche ihrer Aktivitäten eigentlich nicht getrennt werden können, begründet sie folgendermaßen:

"Der wichtigste Wandel unserer Zeit ist die Überwindung und Befreiung von drei Formen des Kolonialismus.
Da ist erstens die Kolonisierung der Natur, die zur ökologischen Krise geführt hat, zweitens die Kolonisierung der Frauen, die das weibliche Geschlecht als minderwertig sieht und zum Kampf der Geschlechter und die Gewalt gegen Frauen geführt hat. Und drittens natürlich die Kolonisierung der nicht-westlichen Kulturen, die zum 'Dritte-Welt-Problem' geführt hat und sich in den Debatten im Nord-Süd-Konflikt ausdrückt. Alle diese drei Probleme können meiner Ansicht nach nur gemeinsam gelöst werden."

Für Vandana Shiva ist die moderne wirtschaftliche Globalisierung in diesem Kontext nur eine neue Form des Kolonialismus. Die indische Quantenphysikerin hat es in einer Rede auf dem "World Social Forum" im März 2002 deutlich ausgedrückt: "Die herrschende Weltordnung untergräbt die soziale, ökologische, politische und ökonomische Nachhaltigkeit und führt zum Zusammenbruch von Gesellschaften, Öko- und Witschaftssystemen."1 Sie ist sich mit vielen anderen Globalisierungskritikern darin einig, dass der freie Welthandel nicht nur lokaler Gemeinschaften den Zugriff auf die natürlichen Ressourcen entzieht, sondern durch internationale Organisationen wie die WTO (Welthandelsorganisation) den Nationalstaaten ihre souveränen Rechte nimmt. Dabei gefährdet ihrer Meinung nach gerade der internationale Saatguthandel und die genetische Veränderung von lebenden Organismen die natürlichen Lebensgrundlagen aller Dritte-Welt-Länder. "Diese Faktoren wiederum führen zu Korruption und antidemokratischen Entwicklungen", so die indische Aktivistin. Übernehmen zentralisierte ökonomische Unternehmen die tatsächliche wirtschaftliche Macht über Nationalstaaten, entstehen automatisch undemokratische Regierungen und eine Kultur der Unsicherheit "Wir stecken zwischen transnationalen Unternehmen und militarisierten Polizeistaaten in einer doppelten Klemme eines ökonomischen wie politischem Faschismus." Wenn Staaten ihre ökonomische Souveränität verlieren und gezwungen werden, die nachhaltige lokale wirtschaftliche Autonomie entsprechend abbauen, führt dies nicht nur zu Verelendung und sozialen Konflikten, sondern auch zum Wachstum von Fundamentalismus und Rassismus. Vandana Shiva sieht deshalb eine enge gegenseitige Abhängigkeit zwischen Gerechtigkeit, nachhaltiger Entwicklung und Frieden: "Ohne Nachhaltigkeit und eine gleichberechtigte Verteilung der Waren auf der Welt kann es keine Gerechtigkeit geben. Und ohne Gerechtigkeit kann Frieden nicht erhalten werden."

'Das Living Democracy Movement'
In Indien haben sich deshalb auf ihre Initiative die Globalisierungskritiker am Welt-Umwelttag 1999 unter dem Namen 'Living Democracy Movement' oder indisch Jaiv Panchayat zu einer Dachorganisation zusammengeschlossen, die mittlerweile rund eine Million Mitglieder hat und sich sowohl als Friedensbewegung, als auch als Umweltschutz-Initiative und als NGO für nachhaltige Entwicklung und Selbstbestimmung versteht. Mit ihren dezentralisierten lokalen Gruppen kämpft sie um die Bewahrung biologischer Vielfalt, regionale politische und ökonomische Rechte und eine Erneuerung der Demokratie auf der Basis demokratisch organisierter regionaler Gemeinschaften. "Wir brauchen ein neues Paradigma , um die Zerstörung und Zersplitterung gewachsener Strukturen zu beenden. Wir brauchen ein neue Bewegung, die uns hilft, von einer destruktiven Kultur der Gewalt, Zerstörung und des Todes zu einer gewaltfreien, friedlich kreativen und lebenserhaltenden Kultur zu kommen. Deshalb wurde in Indien die 'Bewegung für eine lebendige Demokratie' gegründet."

Ihr Verständnis von Demokratie geht weit über die herrschende westliche Definition hinaus: Hier werden demokratische Rechte für alle Lebensformen auf dem Planeten eingefordert, statt nur für Menschen. Die Bewegung fordert neben Wahlrechten neue Freiheiten für die Gestaltung der eigenen Lebensweise und will die Souveränität der Bevölkerung über die Wasserqualität, die Nahrungsmittel und die Qualität der Kleidung zurückfordern. Sie beruft sich auf die universelle Gültigkeit ökologischer Naturgesetze und stellt die Gültigkeit internationaler Handelsabkommen prinzipiell in Frage. Der zentralisierten Macht der Konzerne setzt sie dezentrale Strukturen auf der Basis friedlicher Koexistenz entgegen und baut auf die Werte des Mitgefühls, der gegenseitigen Hilfe und des Teilens.

Die "Bewegung für lebendige Demokratie" zeigt, dass gut 25 Jahre nach den Anfängen der Friedensbewegung die sozialen Bewegungen für Umwelt, Menschenrechte, Gleichberechtigung, bürgerliche Freiheiten mehr und mehr miteinander verschwimmen. Nicht ausgeschlossen, dass die Bewegung gegen die Globalisierung das Erbe der Friedensbewegung antritt.

Der wahrscheinlich zentralste Wert aller alternativen Ansätze ist der Schutz und die Bewahrung von natürlicher Vielfalt.
Die Betonung der Vielfalt schließt ideologische, standardisierte, kontrollierende und autoritäre Lösungen aus. Auf der gesellschaftlichen Ebene findet sie ihren Ausdruck in möglichst basisdemokratischen Strukturen, die allen gesellschaftlichen Subsystemen ein Recht zur eigenständigen freien Entfaltung einräumt. Noch ist offen, wie der Kampf um die Vielfalt ausgeht. Denn im Kampf um die Erhaltung und den Schutz genetischer und biologischer Vielfalt prallen Paradigmen aufeinander, sagt Vandana Shiva:

"Nach dem vorherrschenden Paradigma der Produktion steht die Diversität im Gegensatz zur Produktivität, woraus ein Gebot für Gleichförmigkeit und Monokulturen resultiert. Wirtschaftsformen, die auf Biodiversität basieren, messen den Fortschritt am Wachstum der Biodiversität. Wirtschaftsformen, welche die Biodiversität vernichten, messen den Fortschritt am Wachstum des Bankkontos. Zwei Paradigmen, die miteinander im Wettstreit liegen, bestimmen die Zukunft der biologischen Vielfalt. Das erste ist das ökologische Paradigma, das den Menschen als eine unter vielen Arten sieht - als Teil einer 'Erdfamilie' - deren Mitglieder alle einen inneren Wert besitzen und miteinander Netzwerke bilden, die der gegenseitigen Unterstützung der Lebensgrundlagen dienen. Zweitens gibt es das Paradigma der genetischen Goldmine, das alle Arten, einschließlich des Menschen, nur als 'Lagerstätten' von Genen ansieht, die man mit dem neuen Handwerkszeug der Gentechnik ausbeuten muss. Die biologische Vielfalt befindet sich im Zentrum eines Konflikts von Weltanschauungen und Kulturen. Die Art, wie diese Konflikte gelöst werden, wird über die Zukunft der Biodiversität und über die Zukunft der Menschheit entscheiden.

Das weibliche Lebensprinzip und der 'Öko-Feminismus'
Als ethischen Grundwert betont Vandana Shiva dabei aus der indischen Tradition übernommene 'weibliche Lebensprinzip'. Die Quantenphysikerin, Sozial- und Ökoaktivistin machte deutlich, dass die globalen Fehlentwicklungen alle auf einem männlich geprägten kolonialistischen Weltbild basieren. "Wenn wir das Umweltproblem lösen wollen ohne die Lage der 'Dritten Welt' zu berücksichtigen, dann werden die Unternehmen einfach ihren Dreck woanders machen. Die Strukturen des kapitalistischen Patriarchats, die Frauen zu Menschen zweiter Klasse degradieren, sind die gleichen, wie die, welche zur Beherrschung der Natur geführt haben. Ein Feminismus, der nicht ökologisch ist reicht mir deshalb ebenso wenig wie eine Ökologie, die nicht radikal genug ist, die Strukturen der menschlichen Beziehungen zu verändern."

Der von Vandana Shiva mitbegründete 'Öko-Feminismus' machte sich an die Aufgabe, einerseits herauszuarbeiten, wie männlich geprägte Werte zu ökologischer Zerstörung, Militarismus und Ausbeutung führen und andererseits daran, spezifisch weibliche Werte für den Umgang mit der Welt zu formulieren. Patriarchalische Gesellschaften, so argumentiert der Ökofeminismus, bauen seit Jahrtausenden auf hierarchische Strukturen unter dem Prinzip der Konkurrenz. Erfolg bemisst sich darin nicht nach dem Gemeinwohl, sondern nach dem individuellen Machtzuwachs, der durch repressive Kontrollmechanismen gesichert werden muss. Für Vandana Shiva ist deshalb die Wiederkehr der Kolonialismus in Gestalt der Globalisierung ebenso auf patriarchalische Werte zurückzuführen, wie die zunehmende Kontrolle männlich dominierter Unternehmen über das Leben selbst. "Heute werden mit der Gentechnik sogar die Innenwelten der Lebewesen - also der Menschen, Tiere und Pflanzen - kolonisiert. Zusätzlich zu den traditionellen Formen der Kontrolle wird damit sogar die Zukunft selbst kolonisiert."

Im Mittelpunkt steht ihrer Meinung nach der männlich geprägte Begriff von 'Macht', der auf Stärke durch Gewalt baut und auf die aggressive Überwindung, Dominanz und Beherrschung ausgerichtet ist. Diese Verhaltensweise wird zwar nicht als biologische Konstante verstanden, aber als herrschendes Rollenmodell immer wieder erneuert: "Was wir statt dessen brauchen ist ein ganz neues Verständnis von Macht", sagt die Quantenphysikerin. "Macht, die von Innen kommt, deutlich 'Nein' sagt zu allen Formen der Unterdrückung, eine Macht, die uns und andere ermutigt, anstatt Andere zu vernichten, um den eigenen Vorteil zu sichern."

"Es sieht so aus als ob drei Viertel der Welt 'wachsen' und ein Viertel dabei ist, sich selbst und den Rest zu zerstören."
Dabei soll der weibliche Ansatz die Grundlage für eine neue Form von Politik bereitstellen. Vandana Shiva (RLA 1993) beruft sich dabei offen auf das 'weibliche Prinzip', dass in der indischen Kosmologie für die kreative Erneuerung der Natur steht.
"Bäume wachsen aus Samen und erneuern sich. Flüsse erneuern sich und der Wasserkreislauf funktioniert ohne jede menschliche Hilfe. Diese enorme Aktivität ist die kreative Kraft der Natur. Dieses weibliche Prinzip gilt nicht nur in der äußeren Natur. Wir sind auch Natur. Und das weibliche Prinzip lebt in Frauen wie in Männern. Er muss nicht erst geschaffen werden, es ist einfach da. Es anzuerkennen, bedeutet zuerkennen, woher unser Leben stammt, kann uns demütig machen und zu der Einsicht führen, dass wir das Leben nicht beherrschen können. Aber zahlreiche Kulturen sind auf der Ablehnung dieses Prinzips aufgebaut. Aus den westlichen Kulturen ist das weibliche Prinzip fast völlig verschwunden. Der moderne Kapitalismus hat eine neuen Schöpfungsmythos erschaffen, nachdem nur Kapital etwas neues erschaffen kann. Wer beispielsweise in die Saatgut-Industrie investiert, glaubt die Samen zu besitzen und Bauern, die Saatgut aufheben, wie Diebe behandeln zu dürfen. Doch damit wird das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf den Kopf gestellt: Die Piraten werden belohnt und die Bewahrer bestraft."

Aus der ökofeministischen Sicht definiert sich Wachstum nicht als materieller Überschuss und Mehrwert, sondern als das menschliche Engagement für mehr Stabilität durch Vielfalt, wachsende Lebensqualität, funktionierene Selbstversorgung, verantwortliche Vorsorge. Sie bezieht alle Tätigkeiten, die im Westen gerne als 'unproduktiv' oder 'ehrenamtlich' eingestuft werden, mit ein in das Bruttosozialprodukt und kommt deshalb zu ganz anderen ökonomischen Sichtweisen. "Dann sieht es so aus, dass drei Viertel der Welt 'wachsen' und ein Viertel dabei ist, sich selbst und den Rest zu zerstören."

Quelle: Shiva, Vandana: The Living Democracy Movement. Alternatives to the Bancruptcy of Globalisation, Rede auf dem "World Social Forum 2002' in Puerto Alegre, Brasilien

Mehr Informationen unter
www.vshiva.net
Quelle: Goethe Institut 2005

 
 
 
 
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