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Menschen und Visionen: Sulak Sivaraska
Portrait-Serie: Träger des alternativen Nobelpreises
Sulak Sivaraska

arbeitete als Sozialwissenschaftler und Herausgeber der 'Social Science Review für Demokratie und Menschenrechte, bevor er mit dem 14. Dalai Lama und dem Zen-Mönch Thich Nath Hanh zum Begründer des 'Internationalen Netzwerks für engagierten Buddhismus' wurde. Mit seinem eigenen Santi Pracha Dharma Institute (Institut für Friede, partizipative Demokratie und Gerechtigkeit) engagiert er sich gegen die Globalisierung und für Förderung regionaler Entwicklung, kultureller Vielfalt, ganzheitliche Erziehung und spirituellen Wachstums. Er erhielt den Alternativen Nobelpreis 1995.

Engagierter Buddhismus:
Wenn Aktion und inneres Wachstum zusammenfließen .

Eine uralte Erzählung der tibetischen Buddhisten berichtet von einer fernen Zukunft, in der die Welt in zwei Lager aufgespalten und von der Vernichtung bedroht ist. Doch im Moment der größten Krise werde es Menschen geben, die sich ohne Waffen dem scheinbar unaufhaltsamen Niedergang entgegenstellen. Ihre unsichtbaren aber machtvollen Werkzeuge, so heißt es in dem alten Text, seien Einsicht und Mitgefühl.
Vielleicht war es dieser alte Mythos, der die modernen Vertreter der drei großen buddhistischen Schulen, den tibetischen Dalai Lama, den vietnamesischen Zen-Mönch Thich Nath Hanh und den thailändischen Sozial- und Umweltaktivisten Sulak Sivaraska (RLA 1985) dazu brachten, im Februar 1989 das Internationale Netzwerk für engagierten Buddhismus (INEB) zu gründen. Dass die Right Livelihood Foundation den letztgenannten thailändischen Buddhisten mit dem Alternativen Nobelpreis auszeichnete, ist alles andere als ein Zufall. Tatsächlich ist der 'engagierte Buddhismus' ein Paradebeispiel dafür, wie innere spirituelle Entwicklung und sozial-ökologische Aktion eine höchst wirkungsvolle Synthese eingehen können.

Die Entwicklung einer absoluten Achtsamkeit uns selbst und der Welt gegenüber
Kern dieser Lehre ist zunächst die Entwicklung einer absoluten Achtsamkeit uns selbst und der Welt gegenüber: aus der mitfühlenden Wahrnehmung des Leids entsteht die Einsicht in die Ursachen des Leids, der Möglichkeiten der Überwindung des Leids und die Verpflichtung, diesen Weg engagiert zu beschreiten. Thich Nath Hanh formuliert in diesem Zusammenhang den Begriff des cder sich kaum ins Deutsche übersetzen lässt, aber treffend die Einsicht in die enge Vernetzung aller Lebensformen und die menschliche Verpflichtung beschreibt, sich für den Schutz und die Erhaltung der Mitwelt zu engagieren. Ein Wort, hinter dem Gedanken stehen, die unsere Sicht der Welt zutiefst umkrempeln: "Wer tief in eine Blume schaut, der sieht eine Unzahl von Elementen, die zusammengewirkt haben, um die Blume zu ermöglichen." erklärt der Mönch: "In der buddhistischen Terminologie sagen wir, die Blume hat kein selbst, sie hat keine abgetrennte Existenz. Eine Blume besteht vielmehr aus Nicht-Blumen-Teilen. Deshalb spricht der Buddhismus nicht von "Sein" oder "Nicht-Sein" sondern von "gegenseitigem Sein" oder "Intersein"."

Folgt man diesem zunächst verwirrenden Gedanken des fernöstlichen Weisen, so beginnt unser westliches Weltbild zu zerfallen, unsere Konzepte von Subjekt und Objekt, von Leben und Tod, von Innen und Außen, von Ich und dem Anderen. "Intersein heißt, Du kannst nicht sein, ohne mit dem ganzen Kosmos verbunden zu sein."
Das ist weit mehr, als nur eine übersteigerte Erkenntnis aus dem schummrigen Dunkel eines Meditationsraums. Wer sein Leben auf diese Erkenntnis ausrichtet, muss konsequenterweise all seine Beziehungen zur Mitwelt und ihren Bewohnern überdenken, die Form des Konsums, des Wirtschaftens und der Politik. Die Warnung, dass wir mit der Zerstörung der Umwelt uns selbst zerstören, bekommt in dieser Sichtweise eine ganz neue Brisanz.

Die unbedingte Synthese aus geistigem Wachstum und sozialem Engagement
Diese Gedanken bilden die Grundlage für eine tiefgreifende Neuinterpretation spiritueller Praxis: Statt sich der von der Welt abzuwenden und der eigenen Erleuchtung zu widmen, fordern Thich Nath Hanh und Sulak Sivaraska die unbedingte Synthese aus geistigem Wachstum und sozialem Engagement, wennsie sagen, man müsse "die Meditationshalle verlassen und helfen, ohne die Meditation zu verlassen". Die ungeschriebenen Regeln diese Ansatzes, der rund um den Erdball von Hunderttausenden praktiziert wird, lauten: Innehalten, Stillwerden, Hinschauen. Nicht nur auf dem Meditationskissen, sondern bei allen Aktivitäten.

Wenn Thich Nath Hanh der Achtsamkeit lehrende Weise ist und der Dalai Lama die übergeordnete moralische Instanz, dann ist der Thailänder Sulak Sivaraska der Praktiker, der aus den Einsicht Politik und leicht verständliche Slogans macht: "Statt wie der Rest der Welt nach dem Slogan zu leben 'Ich kaufe, also bin ich' sage ich lieber 'Ich atme, also bin ich'. Spiritualität ist nichts mysteriöses, selbst die alten Griechen haben es als 'Atmen' übersetzt. Wenn wir am Leben sind, atmen wir. Wer das nicht glaubt, soll es mal für fünf Minuten unterbrechen. Aber wir ignoriere es und interessieren uns stattdessen für Essen und Erfolg. Wer achtsam atmet, überwindet Ärger, schafft inneren und damit äußeren Frieden. Ökologie und Spiritualität sind im Buddhismus eng verknüpft. Spiritualität heißt, zu wissen wer wir sind, unsere Grenzen und negativen Anteile zu kennen. Negatives kann in Positives verwandelt werden, aus Ärger kann Liebe werden. Daran muss man nicht glauben, sondern man muss es praktizieren. Dann ist es möglich."

Das "International Network for Engaged Buddhists"
wurde gegründet, um das mittlerweile weltweite Engagement dieser Denkschule zu koordinieren, Projekte zur Lösung globaler Probleme zu entfalten und die Zusammenarbeit mit anderen religiösen Traditionen und sozialen Bewegungen zu koordinieren. Die buddhistischen Aktivisten engagieren sich heute in der Friedensarbeit in der III. Welt und den schwelenden Konflikten in Asien, dem internationalen Umwelt- und Tierschutz, der naturgerechten Umgestaltung menschlicher Lebensverhältnisse und dem Schutz der Lebensgrundlagen für kommende Generationen;
dem Schutz von Minderheiten, politisch Verfolgten, dem Wiederaufbau und Rehabilitation von Kriegsopfern;
der materiellen, sozialen und psychologischen Unterstützung von Menschen in Not
sowie der Sozialarbeit mit Jugendlichen, Randgruppen, seelisch Kranken und der Begleitung Sterbender.
Sulak Sivaraska's (RLA 1985) Aktivitäten haben in den letzen 20 Jahren alle diese Themen berührt. Er kämpfte gegen die thailändische Militärdiktatur und für demokratische Rechte, setzte sich mit den thailändischen Bauern gegen die Macht globalisierter Konzerne zur Wehr, protestierte in Waldcamps gegen naturzerstörende Pipelineprojekte, gab Anstöße für ein nachhaltiges und auf lokalen Traditionen aufbauenden Bildungssystems und förderte Initiativen gegen die blinde Übernahme des westlichen Wachstumsmodells in Thailand. Zahlreiche Verhaftungen und versuchte Anschläge haben ihn nicht vom seinem kompromisslosen Pazifismus abgebracht. "Um die heutige Gesellschaft zu verstehen, muss man die Strukturen der Gewalt begreifen", so der Sozialaktivist. "Man muss die Strukturen verändern, statt den Unterdrücker anzugreifen. Statt sich im Kampf gegen äußere Feinde zu verausgaben, geht es darum, den inneren Feind, die große Illusion, zu bekämpfen. Ziel der Meditation ist es, zu erkennen, dass man selbst Teil eines Systems ist, dass den Konsum, unmoralische Wissenschaft oder Umweltzerstörung fördert und die Armen unterdrückt. Wir sollten unsere Feinde lieben, weil sie nicht wissen, was sie tun." Für Sulak Sivaraska bedeutet das, nicht nur die direkte inhaltliche Auseinandersetzung mit den polizeilichen und militärischen Ordnungskräften zu suchen, die ihn immer wieder verhaften, sondern auch mit dem Präsidenten der Weltbank, Michael Wolfensohn in einen persönlichen Dialog über die Gestaltung der Globalisierung zu treten. Um regionale Strukturen zu stärken, hat er schon Ende der 70er Jahre damit begonnen, gemeinsam mit der indigenen Bevölkerung NGO's aufzubauen, in der traditionelles Wissen bewahrt, kulturelle Identität gestärkt und lokale Initiativen gefördert werden.
"Ökonomen messen Entwicklung am Wachstum des Sozialproduktes. So entsteht und wächst Gier. Politiker sehen Entwicklung als Machtgewinn, so entsteht und wächst Hass. Beide messen die Ergebnisse einzig quantitativ. So entsteht und wächst Verblendung. Aus buddhistischer Sicht zielt Entwicklung jedoch gerade darauf, diese drei Gifte zu reduzieren und nicht sie entstehen und wachsen zu lassen. So ist gerade die Reduktion von Verlangen konstituierend für die Entwicklung. Das ist genau das Gegenteil von der materialistischen Vorstellung, die unser konventionelles Denken bestimmt."

Zwei weitere Organisationen: Alternatives to Consumerism und The Spirit in Education
Um die verschiedenen Ansätze zu koordinieren, entstand nicht nur das 'Internationale Netzwerk für engagierten Buddhismus', sondern auch zwei Organisation namens Alternatives to Consumerism und The Spirit in Education. Während der Fokus der Ersteren auf buddhistischen Vorschlägen zur nachhaltigen Entwicklung und dem Aufbau von lokalen Gemeinschaften liegt, konzentriert sich die Letztere mit spirituellen Methoden der Konfliktmediation und Trainings in friedlichen Widerstandsformen, ganzheitlicher Erziehung und künstlerischer Kreativität, sowie dem Lernen von der Natur. Die Initiative Alternative Politics for Asia (APA) initiierte Dialoge zur Nachhaltigkeit zwischen Asien und den islamischen Ländern, sowie zwischen Asen und Europa und entwickelte aus der Überzeugung, dass es zu nachhaltiger Entwicklung nur durch einen tiefgreifenden Werte- und Weltbildwandel kommen könne einen "Ökospirituellen Maßnahmenkatalog". Mit seinem eigenen Santi Pracha Dharma Institute (Institut für Friede, partizipative Demokratie und Gerechtigkeit) 2wurden aber auch so ungewöhnliche Projekte initiiert, wie eine Sammlung von Mythen und Legenden, mit deren Hilfe über Jahrhunderte nachhaltige Werte in verschiedensten Kulturen vermittelt wurden.

Im Mittelpunkt aller Aktivitäten steht die Ablehnung der westlichen konsumorientierten Entwicklungsmodelle und die Förderung kleinräumiger indigener Kulturen und die Stärkung inneren Wachstums. Die Aktivitäten heben sich dadurch hervor, dass sie frei sind von missionarischem Eifer und statt einer nur spirituellen Dimension auch das gemeinsame soziale Engagement betonen. Psychologisches Werkzeug ist auch hier das Mitgefühl mit dem Leiden in der Welt, wobei die Trennung zwischen dem Individuum und der Welt mit der Philosophie des 'Interbeing' irrelevant wird. Die Arbeit findet wohl deshalb so viel Nachhall, weil hier die uralte Trennung zwischen politischer Aktion und spirituellem Wachstum erfolgreich aufgehoben wird. Die meditative Praxis der Achtsamkeit dient nicht länger dem Zweck, erleuchtet der Realität zu entschweben, sondern sollen als "Treibstoff" für soziales Handeln zu wirken. Wachheit führt, so sagen engagierte Buddhisten, zu Mitgefühl und dem Impuls der Veränderung, die im Alltag beginnen muss.

Mehr Informationen unter
www.sulak-sivaraksa.org


Quelle: Goethe Institut 2005




 
 
 
 
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