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Menschen und Visionen: Pat Mooney
Portrait-Serie: Träger des alternativen Nobelpreises
Pat Mooney

gilt international als der führende Spezialist zur Ernährungskrise, dem Schwund genetischer Ressourcen, der Biotechnologie und Genforschung. Mit weltweiten Aufklärungskampagnen prangert er die zunehmende genetische Einförmigkeit der Landwirtschaft an und schlägt umfassende Alternativkonzepte vor. Bis 2002 erforschte er mit dem 'Rural Advancement Fund International' (RAFI) die sozio-ökonomischen Einflüsse moderner Technologien auf ländliche Gemeinschaften. Seit 2001 heißt seine Organisation 'Action Group on Erosion, Technology and Concentration' (ETC) und engagiert sich noch umfassender für die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung ökologischer und kultureller Vielfalt. Er erhielt den Alternativen Nobelpreis 1985.

Das Engagement von Pat Mooney und seiner Organisation ETC ('Action Group on Erosion, Technology and Concentration') reicht vom Schutz der Vielfalt indigener oder traditioneller menschlicher Kulturen über den Kampf gegen die industrielle Landwirtschaft bis hin zur Bewahrung genetischer Vielfalt und Biodiversität.

Der Kampf gegen die Biopiraten
Wie wenig die Zerstörung biologischer Vielfalt von der weiteren Kolonisierung indigener Kulturen getrennt werden kann, wurde deutlich, als Pat Mooney und sein Kollege Cary Fowler (beide RLA 1985) das 'Human Genome Diversity Project' der internationalen Genindustrie aufdeckten. Da war unter dem Deckmantel der internationalen Genforschung nicht weniger geschehen, als dass Menschen aus isolierten ursprünglichen Gesellschaften unter dem Vorwand der Gesundheitsvorsorge Blut abgenommen, genetisch bestimmt und dann durch die transnationalen Unternehmen als eigene Entdeckung patentiert worden war. Tatsächlich scheint damit der Kolonisierung von Ländern, Pflanzen und Saatgut nach und nach die Kolonisierung der Gene zu folgen.

Cary Fowler & Pat Mooney sind für das moderne wissenschaftliche Establishment der Genindustrie ein rotes Tuch - die kompromisslose Kritik an der Gen-Piraterie und die Warnungen vor den Folgen einer weiteren Monopolisierung des Saatguts haben die beiden kanadischen Forscher und Aktivisten zum Intimfeind der modernen Biotechnologen werden lassen. Ein Erfolg, den die beiden auf jahrelange mühsame Recherchen zurückführen.

Cary Fowler hatte schon zahlreiche Untersuchungen über die Ernährungskrise und den Schwund genetischer Ressourcen verfasst, als er 1975 auf den ehemaligen Entwicklungshelfer und Landwirtschafts-Spezialisten Pat Mooney traf. Gemeinsam streiten sie seitdem für den Erhalt genetischer Ressourcen und prangern in weltweiten Aufklärungskampagnen die genetische Einförmigkeit der Landwirtschaft an. Mit ihrem 'Rural Advancement Fund International' (RAFI) untersuchten sie über Jahrzehnte die soziö-ökonomischen Einflüsse neuer Technologien auf ländliche Gemeinschaften und schufen damit die Grundlage für eine fundierte Kritik an der Biotechnologie in der industrialisierten Landwirtschaft. Ihre neue und umbenannte Organisation 'ETC-Group' ist heute zu einer der wichtigsten NGOs für die kritische Überwachung der Bio- und Gen-Wissenschaften geworden.


Der Milliardenpoker um den Besitz genetischer Ressourcen
Ihrer Arbeit ist es nicht nur zu verdanken, dass eines der verschwiegensten und düstersten Kapitel des modernen globalisierten Kapitalismus heute öffentlich diskutiert wird: Der Diebstahl von genetischen Ressourcen, ihre Patentierung und genetische Manipulation sowie die anschließende internationale Vermarktung im Stil alter Feudalsysteme. Mooney und Fowler schufen mit ihren Recherchen auch die Grundlage für internationale Konferenzen, auf denen nun gegen die modernen Bio-Piraten vorgegangen wird.

Dem laienhaften Verbraucher, der daran gewöhnt ist, seine Kartoffeln, seinen Reis, sein Gemüse und Mehl im nächsten Supermarkt aus dem Regal zu holen, war der Milliarden-Poker um den Besitz der genetischen Ressourcen für die Ernährung der Menschheit bis dahin ein Geheimnis, das so gut gehütet war, das niemand darüber nachdachte, geschweige denn nachfragte. Er ging (und geht) in der Regel davon aus, dass - wie in den sprichwörtlichen 'guten alten Zeiten' - Landwirte Jahr für Jahr ein Teil ihrer Ernte als Saatgut für das nächste Jahr beiseite legen und einen freien Zugang zur Vielfalt von landwirtschaftlich nutzbaren Pflanzen haben. Er hatte und hat in der Regel keine Ahnung davon, dass nahezu alle alten Samen, die während 12.000 Jahren menschlicher Landwirtschaft als unterschiedlichstes und an die lokalen Verhältnisse angepasstes Saatgut kultiviert worden sind, im Laufe des 20. Jahrhunderts durch neue, hochentwickelte Typen ersetzt worden sind. Diese 'grüne Revolution' hat zwar vordergründig die landwirtschaftlichen Erträge für die Ernährung der Weltbevölkerung erhöht, doch gleichzeitig zwei gefährliche Entwicklungen angestoßen: Erstens sind durch die weltweite Verwendung neuen Saatguts die meisten traditionellen Kulturpflanzen ausgestorben, zweitens hat sich die Saatgut-Industrie der 'I. Welt' durch ihre wissenschaftliche Überlegenheit und die exklusive Hortung genetischer Ressourcen in den Gen-Banken ein Monopol geschaffen, mit dem die gesamte Weltbevölkerung zu Geiseln ihres Profitstrebens geworden sind.

Der Verlust genetischer Vielfalt
von der der Lebensunterhalt von zwei Dritteln der Weltbevölkerung abhängt, ist mehr als dramatisch. In Europa werden 80 Prozent der Agrarfläche mit nur vier Kulturpflanzen eingesät, in Griechenland ist die Vielfalt der Weizensorten um 95 % zurückgegangen, in Indien haben die in Kultur befindlichen Reissorten durch den Einfluss der 'grünen Revolution' von 100.000 auf 10 abgenommen. Während die Menschheit seit Beginn der Landwirtschaft etwa 80.000 essbare Pflanzen genutzt hat, verlassen wir uns zur Zeit nur auf acht Kulturpflanzen, um 75 Prozent der Welternährung zu erzeugen. Währenddessen verschwinden die genetischen Ressourcen der Kulturpflanzen mit einer kontinuierlichen Rate von ein bis zwei Prozent im Jahr.

Dabei ist offen, ob das verlorengegangene genetische Wissen vielleicht gerade jene Information enthalten hat, die bei künftigen Pflanzenkrankheiten oder neuen klimatischen Bedingungen dem Saatgut die Chance der Evolution hatte geben können, durch die Hungersnöte unserer Nachfahren verhindert werden könnten. Schon heute sind der größte Teil der landwirtschaftlichen Flächen durch die Zerstörung der Biodiversität soweit aus dem Gleichgewicht und krank, dass sogenannte 'Schädlinge' sich rasant vermehren: Mehr als 70.000 Schädlingsarten vernichten vierzig Prozent der gesamten Welternte. Während der letzten vierzig Jahre hat sich allein der Ernteausfall durch Insektenschäden verdoppelt, obwohl mittlerweile Pestizide in zehnfacher Menge eingesetzt werden. Dabei steigern sich die Verluste der Diversität exponentiell: Eine Art auszurotten, bedeutet auch eine Bedrohung der anderen Arten, die bislang durch ökologische Prozesse von der ausgestorbenen Art unterstützt wurden. Wenn eine Pflanze ausstirbt, verschwinden mit ihr 20 bis 40 Insekten- und Wirbeltierarten, die auf sie angewiesen sind. "Das Aussterben ist ein Prozess", sagt Pat Mooney, "nicht einfach ein Ereignis, dass eintritt, wenn der letzte Vertreter einer Art stirbt.

Das Aussterben ist ein Prozess
"Wenn traditionelle Pflanzenarten aussterben, verliert eine Gemeinschaft etwas von ihrer Geschichte und Kultur. Die Pflanzenart verliert einen Teil ihres Genpools. Zukünftige Generationen verlieren einige ihrer Wahlmöglichkeiten und die gegenwärtige Generation ihre Unabhängigkeit. Der Saattyp bestimmt im wesentlichen den Bedarf des Bauern an Düngern und Pestiziden. Er hat Einfluss auf seinen Bedarf an Maschinen und diktiert oftmals den Marktpreis für die Ernte ... und letztlich auch für den Verbraucher. Gemeinschaften verlieren ihre Kontrolle und werden auf immer abhängig von anderen Saatarten und den entsprechenden Chemikalien, um diese zu züchten und zu schützen. Ohne eine Landwirtschaft, die an eine Gemeinschaft und ihre Umwelt angepasst ist, wird Selbstversorgung im Agrarbereich unmöglich." Wer das Saatgut bestimmt, kontrolliert die Agrarkultur, die Ernährung, die Technologie und die Mechanismen des Handels. Kein Wunder, dass die transnationalen Chemieunternehmen, die Pestizide produzieren, mittlerweile nicht nur fast die gesamte internationalen Saatgut-Unternehmen aufgekauft haben, sondern gleichzeitig die großen Biotechnologie-Labore betreiben. Durch dieses Monopol kann Saatgut genetisch so verändert werden, dass es die Pestizide der Tochterunternehmen braucht und gemeinsam vermarktet wird. Gleichzeitig wird durch das moderne Patentrecht, die Industrialisierung von Lebensmitteln und die Globalisierung des Handels der biologische Reichtum des Südens in den Norden transferiert und die Dritte Welt ökonomisch und ökologisch ärmer zurückgelassen. So führt der Verlust von Artenvielfalt in der 'Dritten Welt' direkt in Unterentwicklung, Armut und Abhängigkeit.

Dabei baut die moderne Genindustrie genau auf die Ressourcen an genetischer Vielfalt aus den Ländern des Südens. In den Genbanken des Nordens wird die ganze Vielfalt des Saatgut gelagert, dass die Bauern der 'Dritten Welt' den Forschern der 'I. Welt' in den letzten Jahrzehnten freigiebig zur Verfügung gestellt haben. Statt es aber seinen eigentlichen Eigentümern zur Verfügung zu stellen, wird es durch die Life-Science-Industrie genetisch zerlegt, durch den Transfer von Genen über Artgrenzen hinweg verändert, die 'neuen Pflanzen' als 'geistiges Eigentum' patentiert und dann zu hohen Preisen in die ursprünglichen Geberländer exportiert. So konnte es passieren, dass die amerikanische Firma RiceTec. Inc. heute das Patent auf Basmati-Reis besitzt, dass seit 1766 auf dem indischen Subkontinent angebaut wird und durch seine damit erworbenen Vermarktungsrechte die Existenz von 250.000 indischen Reisbauern bedroht. Kein Wunder, dass Aktivisten wie Pat Mooney, Carey Fowler und Vandana Shiva die Patentierung von indigenem Wissen und indigener Biodiversität offen als 'Biopiraterie' anprangern.

die vollständige Abhängigkeit der Bauern in aller Welt von einem einheitlichen Saatgut
Seit 1998 informieren Pat Mooney und Cary Fowler die Öffentlichkeit über die Aktivitäten der weltweiten Saatgut-Industrie, insbesondere über die Entwicklung des Terminator-Saatguts. Dabei handelt es sich um ein Produkt des Chemieriesen Monsanto (inzwischen Pharmacia) und AstraZeneca (inzwischen Syngenta), dass genetisch so behandelt wird, dass es nach einmaliger Aussaat entweder unfruchtbar wird oder durch bestimmte Chemikalien Jahr für Jahr erst wieder fruchtbar gemacht werden muss. Mit diesen Terminator- oder Traitor-Samen können Bauern nicht mehr wie seit den Ursprüngen der Landwirtschaft üblich, Saatgut aus der eigenen Ernte zur neuen Aussaat verwenden oder entsprechend den lokalen Bedingungen weiter kultivieren. Ein solches Saatgut wird von den Herstellern sogar als eine umweltfreundliche Technologie vermarktet, weil sie durch die künstliche Unfruchtbarkeit die ungewollte Verbreitung von gentechnisch veränderten Organismen angeblich verhindern könne. Verschwiegen wird aber, das Terminator-Samen selber gentechnisch verändert sind und eine vollständige Abhängigkeit der Bauern in aller Welt von einem einheitlichen Saatgut zur Folge haben.

Die Kampagne der beiden Alternativen Nobelpreisträger führte dazu, dass zahlreiche Länder beschlossen, Terminator-Technologien zu verbieten, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) ihre Ächtung empfahl und die 165 Vertragsstaaten der Konvention über biologische Vielfalt Feldversuche mit dem unfruchtbaren Saatgut verboten haben. Zwar haben die Firmen nach den starken öffentlichen Protesten öffentlich erklärt, das Produkt nicht weiter zu vermarkten, gleichzeitig wurden aber Patente in 23 Nationen eingeholt, in 6 weiteren angemeldet und in 65 Ländern angekündigt.

Längst geht es bei diesem Konflikt nicht mehr nur um Marktanteile für neue Produkte oder einen Expertenstreit über das Für und Wider der Gentechnologie. Die Bio-Piraterie, die internationalen Konzentrationsprozesse und die auf schieren Profit ausgerichtete genetische Manipulation haben deutlich gemacht, dass mit dem Engagement für Biodiversität die Rechte auf eigenständige Entwicklung zusammenhängen, die Erhaltung der Böden, die Stabilität ganzer Nationen, das Leben und Überleben ganzer Völker. Kein Wunder, dass Pat Mooney und Cary Fowler den Rahmen ihres Engagements immer mehr erweitern und aus ihrer 'Rural Advancement Foundation International' (RAFI) heute eine 'Action Group on Erosion, Technology and Concentration' (ETC-Group) geworden ist. Ihre Arbeit bezieht sich heute ebenso auf die Überwachung der 'Life-Science', wie auf den Schutz biologischer und genetischer Ressourcen und die Wahrung der Menschenrechte bedrohter Kulturen. Sie kümmern sich nicht nur um die Erosion der Böden, sondern ebenso um die Erosion des Wissens und die Erosion einer gerechten Welt. Sie begleiten die Welternährungskonferenzen ebenso wie den Umweltgipfel von Johannesburg mit der Forderung nach dem, was sie "Ernährungs-Souveränität' nennen: den Schutz der Bauern, das Recht über die eigenen Nahrungsmittel, die gerechte Verteilung der Ressourcen, den Schutz der Umwelt.

Weiterer Informationen unter
www.etcgroup.org

Quelle: Goethe Institut 2005


 
 
 
 
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