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Foodcrash
Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr
Foto: © Great Divide Photo - Fotolia.com
Schon eine Milliarde zählt das Heer der Hungernden auf der Welt und wenn die Menschheit weiter wächst, scheint auch die Vermehrung des Hungers unausweichlich. Dies und die sich verändernden Ernährungsgewohnheiten in vielen aufstrebenden Volkswirtschaften, in denen mehr Fleisch nachgefragt wird und der Bedarf an nachwachsender Energie steigt, scheinen nur einen Schluss zuzulassen: Wir müssen mehr produzieren. Da die Anbauflächen kaum vermehrbar sind, müssen die Flächenerträge gesteigert werden. Diese so logisch erscheinenden Überlegungen führen zur Schlussfolgerung der Agrarindustrie: Die Landwirtschaft muss produktiver werden. Dazu braucht es Düngemittel und Pestizide und dafür braucht es gentechnisch maßgeschneiderte Pflanzen. Das klingt zwar einleuchtend, ist aber falsch.

Es sind miserable Regierungen, Kriege sowie ungerechte Verteilung von Land und Einkommen, die Menschen in Afrika und anderswo daran hindern, Nahrungsmittel zu erwerben oder Vorräte für Dürrezeiten anzulegen. Dass die Wetterextreme in Folge des Klimawandels zunehmen, ist ein ebenso von Menschen verursachtes Phänomen wie Erosion oder Versalzung, die jedes Jahr 10 Millionen Hektar fruchtbaren Bodens vernichten - fast so viel wie die gesamte Ackerfläche Deutschlands. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur deutet auf den Zusammenhang mit uns hin, den energiefressenden Bewohnern der Nordhalbkugel. Dass ausgerechnet in Äthiopien Millionen Hektar Ackerland an Investoren aus den Industrienationen verkauft oder verpachtet wurden, lässt uns ahnen, dass unser Lebens- und Ernährungsstil mit der düsteren Lage der Welternährung zu tun hat.

Offenbar verbrauchen wir mehr als uns zusteht. Aber auch das liegt nicht an zu geringer Produktivität. Dass die Hälfte unserer Agrarerzeugnisse im Müll landen, zeigt, wo die wirklichen Reserven liegen. Ähnlich steht es mit unserem Fleischkonsum. Wer auf die Weltbevölkerung hochrechnet, was für den bei uns üblichen Fleischkonsum von 80 kg/Jahr an Futter benötigt wird, stellt fest, dass dafür mehr als die gesamte Getreideproduktion des Erdballs erforderlich wäre. Kein noch so produktives System agrarischer Erzeugung könnte das leisten, denn schließlich müssten ja auch noch für unser Brot ein paar Körner übrig bleiben.

So wenig wie mangelnde Produktivität die Hauptursache des Hungers ist, so wenig ist ein System industrieller Landwirtschaft, wie es die Vertreter von BASF und Monsanto im Sinn haben, zukunftsfähig. Es verbraucht mehr Ressourcen, als uns zur Verfügung stehen. Und das kann nicht mehr lange gut gehen. Spätestens die absehbare Explosion der Energiekosten wird zeigen, dass es zu teuer ist, mit enormen Energiemengen hergestellten Stickstoff zur Grundlage des Pflanzenanbaus zu machen. Dies umso mehr, als der Teil des künstlich gewonnenen Minerals, der versickert oder als Stickoxide in die Luft aufsteigt, Gewässer verunreinigt und den Treibhauseffekt verstärkt. Ähnlich sieht es mit Phosphat aus, das nicht synthetisiert, sondern aus Lagerstätten gewonnen wird, die in wenigen Jahrzehnten erschöpft sein werden.

Tiere: Vom Mitgeschöpf zur Produktionsware


Aber auch die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, an Nahrungspflanzen, Nutztierrassen und Pflanzensorten sind Ressourcen, deren dramatische Verringerung schlimme Folgen mit sich bringt. Auch hier ist eine Landwirtschaft als Verursacher beteiligt, die mit rationalisierten Produktionsverfahren billig große Nahrungsmengen erzeugt. Am Weitesten über die Grenzen des nachhaltig Möglichen ist die "Tierproduktion" geraten, die aus Mitgeschöpfen Fabrikgüter für die Massenherstellung macht. Sie verursacht Probleme für Umwelt und Tierschutz. Sie bedroht unsere Gesundheit nicht nur, weil billiges Fleisch zu übermäßigem Konsum verführt, sondern auch durch den weiterhin exzessiven Einsatz von Antibiotika in den Ställen. Und sie funktioniert nur, weil Millionen von Hektar einstigen Regenwaldes besonders in Südamerika mit Sojabohnen bebaut werden, die als Eiweißfuttermittel in europäischen Viehtrögen landen. Urwald für Schnitzel, sozusagen.

Diese Diagnose führt zu einer unumgänglichen Therapie: Unsere Landwirtschaft muss ökologisch werden und unsere Ernährungsweise dazu. Das Gegenmodell ist die Ökologische Intensivierung, also die intelligente Nutzung der Natur bei möglichst geringem Einsatz von zusätzlichen Betriebsmitteln. Eine Landwirtschaft, deren Grundlage eine Kombination aus modernster wissenschaftlicher Erkenntnis und dem reichen Erfahrungsschatz bildet, das insbesondere in traditionellen Gesellschaften noch vorzufinden ist. Sie nutzt, erhält und fördert die ungeheure Vielfalt an Pflanzenarten, Sorten und Tierrassen, soweit sie in der industriellen Landwirtschaft noch nicht untergegangen ist.

Beispiele in Haiti oder auf den Philippinen, in Kenia oder Äthiopien zeigen, dass dort, wo heute Menschen Hunger leiden - in den ländlichen Regionen des Südens - Ertragssteigerungen und Einkommenssicherung möglich sind. Und zwar ohne, dass die Bauern ihre Einkünfte für den Kauf von Chemikalien aus den Industriestaaten verwenden müssen und ohne, dass sie in die Abhängigkeit jener Patente geraten, mit denen die Gentechnikindustrie ihre Saaten versieht. In den letzten Jahren wurden ausreichend Daten erhoben und ausgewertet, um die Effizienz dieses Systems zu belegen. So verwundert es nicht, dass immer mehr Organisationen der Entwicklungshilfe oder der Vereinten Nationen darauf drängen, auf eine ökologische Intensivierung der Landwirtschaft zu setzen und nicht auf eine Industrialisierung nach westlichem Vorbild.

Umweltverbrauch muss eingepreist werden


Die Zeit ist gekommen, nicht mehr das "ob", sondern das "wie" zu diskutieren. Wie schaffen wir die Transformation hin zu einer ökologischen Landwirtschaft, die auch künftigen Generationen ihre Lebenschancen lässt? Der Schlüssel dafür liegt in dem, was die Ökonomen "Kosteninternalisierung" nennen. Es muss Schluss damit gemacht werden, dass ein erheblicher Teil der Produktionskosten von der Umwelt gezahlt wird, statt damit den Preis der Produkte zu belasten. Wenn sich Kosten, wie sie durch die Ausschwemmung von Nährstoffen in Gewässer, durch Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt oder dem Bienensterben verursacht werden, im Preis des Schnitzels wiederfinden würden, zöge das eine Reihe von Konsequenzen nach sich: So wäre die Produktion mit den geringsten Allgemeinkosten konkurrenzfähig. Das ist der ökologische Landbau auch dann, wenn man berücksichtigt, dass er auf vielen Feldern noch weiter entwickelt werden muss, um dem Ziel einer vollkommenen Nachhaltigkeit näher zu kommen. Und unser Ernährungsverhalten würde sich ändern - zum Nutzen aller: Denn halb so viel gutes Fleisch zum doppelten Preis erhöht die Lebensmittelausgaben nicht, ist gesünder und bildet einen Beitrag zur Sicherung der Welternährung.

Erschienen im Magazin Münchner Stadtgespräche, Ausgabe 63,
Ernährung - Zukunft auf dem Tisch
Damit die Politik es wagt, Maßnahmen zu ergreifen, muss der Bewusstseinswandel bei uns Bürgerinnen und Bürgern, Wählerinnen und Wählern voranschreiten. Die Zeit dafür ist günstig!

Text: Dr. Felix Prinz zu Löwenstein,
Vorstandsvorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)


 
 
 
 
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