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Schlaf gut! - Regeneration für Körper und Geist
Wie man sich bettet so liegt man
Manchmal reicht ein gutes Gewissen nicht aus, um zur wohlverdienten Ruhe zu finden. Der eine friert unter der Bettdecke, der andere schwitzt, hier stört die harte Matratze den Schlaf, dort das weiche Federkissen - die Ansprüche ans Bett sind hoch und individuell verschieden. Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber ökologisch orientierte Unternehmen, bei denen der Kunde König ist und in aller Ruhe erkunden kann, worauf er sich am besten bettet. Damit Träume wahr werden ...

Wo mit wirklich hochwertigen Matratzen gehandelt wird, ist die Zufriedenheit der anspruchsvollen Kundschaft das erste Ziel. Der Zeitfaktor, der dazu erforderlich ist, wird von vornherein eingeplant. Am Matratzentestplatz heißt es Probeliegen, bis zumindest die "Erstdiagnose" positiv ausfällt. Hinderlich ist dabei allerdings, dass die zum authentischen Test erforderliche Entspannung oft nur zu Hause so recht gelingt und darüber hinaus der Umstieg von zum Beispiel einer weichen auf eine harte Matratze, so gesund er sein mag, frühestens nach einigen Nächten als lohnenswert empfunden wird.

Doch bevor das Probeliegen anfangen kann, sind zunächst ein ganzes Bündel an Entscheidungen zu treffen. Die erste Entscheidung sollte der Matratze gelten. Erst wenn diese feststeht, kann der Rost sinnvoll ausgewählt werden. Logischerweise fallen bei dünnen und weichen Matratzen die Eigenschaften des Rostes mehr ins Gewicht als bei dicken und festeren Matratzen, die das Gewicht des Schläfers selbst flexibel aufnehmen können.

Auch wenn Federkernmatratzen immer noch häufig gekauft werden, haben doch auch Schaumstoffmatratzen nach wie vor einen festen Platz im Markt und Latexmatratzen eine zunehmend bessere Position. Federkernmatratzen sollen die elektromagnetischen Strahlen der Erde verstärken und sind darum, zumindest elektrosensiblen Menschen, nicht zu empfehlen.

Schaumstoffmatratzen haben - so hat der ÖkoTest- Verlag bei einer Untersuchung herausgefunden (ÖkoTest 2/2000) - sowohl im Preis als auch im Komfort aufgeholt: Die leichten Kunststoffmatratzen gebe es jetzt auch in festeren Varianten, die Schadstoffbelastung sei gering. Allerdings ist die Herstellung der Schäume, meist aus Polyurethan, umweltbelastend. Außerdem werden die Matratzen oft mit chemischen Substanzen wie
Flammschutzmitteln ausgerüstet.

Eine weitere Kaufalternative ist die Latexmatratze. Wer sich der Qualität sicher sein will, entscheidet sich am Besten für eine Matratze, die vom Qualitätsverband umweltverträglicher Latexmatratzen (QUL) zertifiziert wurde. So groß die Preisspanne zwischen den verschiedenen Latexmatratzen ist, so groß sind auch die Unterschiede zwischen Billig- und der Qualitätsware: Angefangen bei der Frage ob und wenn ja wieviel synthetischer Kautschuk verwendet wurde, über potentielle Rückstände giftiger Substanzen wie Schwermetalle oder Pflanzenschutzmittel bis zu anderen organischen Verbindungen, die in der Unterlage enthalten sein können, oder eben nicht.

Zertifizierung
Das QUL-Zertifikat, das nur an Mitglieder des Verbandes vergeben werden kann und jeweils für die Dauer eines Jahres gültig ist, beinhaltet außer einer umfassenden chemischen Prüfung auch verschiedene mechanische Qualitätstests, etwa auf Dauerhaltbarkeit, Härteänderung oder den "Federungsverlustfaktor". Zugleich wird das Mitglied mit der Zertifizierung verpflichtet, seine Warenflüsse gegenüber einem vom Vorstand benannten Prüfer offen zu legen. Inzwischen hat der 1994 gegründete QUL 28 Mitglieder, zu denen Latexschäumer, Matratzenhersteller und Händler gehören. Neben der Zertifizierung und Qualitätssicherung der auf dem Markt erhältlichen Matratzen ist dem Verband auch die Forschung ein Anliegen.

Die Qual der Wahl
Ein Schwachpunkt des Materials aus dem Gummibaum ist der vergleichsweise schlechte Transport von Feuchtigkeit. Zwar nimmt Latex Feuchtigkeit auf, doch gibt er diese weniger gut ab als Wolle, Baumwolle oder andere tierische oder pflanzliche Fasern. Da der Mensch aber pro Nacht bis zu einem halben Liter Flüssigkeit verliert, empfehlen Matratzenhersteller- und verkäufer unisono, dem Gummimaterial eine begleitende Schicht aus eben diesen Fasern mitzugeben.

Zwei verschiedene Möglichkeiten kommen dabei grundsätzlich in Frage: Zum einen, die Matratze durch ein Unterbett aus Naturfasern zu ergänzen, das so heißt, obwohl es oben auf die Matratze gelegt wird. Vorteil: Ein Unterbett läßt sich leicht lüften und waschen. Oder man entscheidet sich, den Latexkern mit einer festen Umhüllung aus Schafwolle, Baumwolle, Rosshaar oder was der Alternativen noch sind, zu ordern.
Welche Faser dabei gewählt wird, ist primär Geschmackssache - hat allerdings auch einen finanziellen Aspekt. Kokosfasern sind hart und verhältnismäßig günstig zu haben. Latexiert sorgt Kokos für eine stabile Federung. Rosshaar ist elastischer, hat eine sehr hohe natürliche Rückstellkraft, ist langlebig und belastbar. Schafschurwolle ist robust und elastisch. Wolle hat ebenfalls eine hohe Rückstellkraft und isoliert gut gegen Wärme und Kälte und kann zudem viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich selbst feucht anzufühlen. Baumwolle ist weniger stabil als Schafwolle, darum auch etwas günstiger, aber ebenfalls temperatur- und feuchteausgleichend.

Ganz egal, welches Material letztlich den Zuschlag bekommt, sollte man sich von Anfang an mit dem Gedanken anfreunden, dass die Matratze irgendwann ersetzt werden muss: Immerhin muss sie innerhalb von zehn Jahren bis zu 3000 Liter Schweiß und Absonderungen aller Art aufnehmen.

Gerade wegen dem feuchtwarmen Klima, das beim Schlafen entsteht, ist auch die Gefahr durch Rückstände von Chemikalien bei Matratzen besonders hoch. Abgesehen vom Qualitätsverband für Latexmatratzen gibt es aber im Öko-Bereich gleich mehrere Hersteller, wie etwa Traumstation oder Dormiente, die ihre Produkte, inklusive aller verarbeiteten Schichten, auf zahlreiche Substanzen hin prüfen lassen.

Schließlich ist noch der Bettrostpassend zur Matratze auszuwählen. Hier gibt es in der Hauptsache drei Qualitätsstufen: Bei der billigsten Variante sind alle Federelemente fest und unbeweglich, bei der nächsten Stufe lässt sich die Härte der Elemente im Schulter-, eventuell auch im Hüftbereich einstellen, beim dritten Standard kann zusätzlich der Kopf- und Fußbereich hochgestellt werden. Darüber hinaus gibt es auch Roste, bei denen jedes einzelne Element - und das können bei manchen Herstellern sehr viele sein - punktgenau auf die Körperschwere- und -lage eingestellt werden kann.

Iris Lehmann


Infos

Qualitätsverband Umweltverträglicher Latexmatratzen (QUL e.V.)
Rosenstauden 1B
79114 Freiburg
Tel.: 0761/4764041
Fax: 0761/4764055
Info Tel.: 0800/1007043