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Rubrik:  Haus & Garten
Martin Rasper: Vom Gärtnern in der Stadt
Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt
Sie gärtnern in Hochbeeten, produzieren Gemüse und Obst auf Brachflächen und bepflanzen auch mal Verkehrsinseln: die neuen urbanen Gärtner sorgen für Farbe in den Städten! Was sie treibt, ist das archaische Vergnügen, zu pflanzen und zu säen und einen Teil ihrer Nahrung selbst zu erzeugen - aber auch der erklärte politische Wille, die Lebensmittelproduktion und die Landwirtschaft nicht einer zunehmend gewissenlosen Industrie zu überlassen. Denn Stadtgärtner sind zugleich Verbraucher, Steuerzahler, Staatsbürger, Wähler. Woher kommt dieses neue Lebensgefühl? Wie sieht die weitere Zukunft unserer Städte aus? Was sind Kiezgärten, interkulturelle Gärten oder Hartz-IV-Gärten? Und wie komme ich selbst an eine Parzelle, wie an geeignetes Saatgut?

Martin Rasper geht mit seinem Buch "Vom Gärtnern in der Stadt. Die neue Landlust zwischen Beton und Asphalt", das am 27. Februar 2012 im oekom verlag erscheint, diesen Fragen nach, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Sein Buch erläutert die ökologischen und kulturellen Hintergründe des "Gärtnerns" und ist ein kundiger und aktueller Führer durch die urbane Gartenszene und ihre vielfältigen Initiativen.

Erstmals in der Geschichte leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Doch auch in den urbanen Ballungsgebieten wollen die Menschen den Kontakt halten zur Herstellung von Lebensmitteln. Dahinter steckt keine romantische Landsehnsucht, sondern die Einsicht, dass die Ernährung eine Zukunftsfrage der Menschheit ist, die den Umgang mit unwiederbringlichen Ressourcen und mit der genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen betrifft. Beim urbanen Gärtnern verbindet sich die archaische Lust am Produzieren mit dem politischen Bewusstsein in einer zunehmend vernetzten Welt. Martin Raspers Buch liefert dazu die praktische wie theoretische Handreichung. Er beschreibt die lebendige Urban-Gardening-Szene in einer einzigartigen Mischung aus Reportage, Essay und Ratgeber und stellt neben etablierten Initiativen wie den "Prinzessinnengärten" in Berlin, dem "Gartendeck" in Hamburg auch neue Projekte wie "O'pflanzt is" in München vor, die den "VIP"-Garten ins Leben gerufen haben - für Vögel, Insekten und Pflanzen. Hierbei vernachlässigt Martin Rasper keineswegs den politischen Aspekt dieser Bewegung, der in diesem Buch ausführlich und originell beschrieben wird. Er erzählt auch von der tiefen Verwurzelung des Gartens in unserer Kultur, von der bedrohten Vielfalt der Obst- und Gemüsesorten und vom Garten als Ökosystem. Viele Praxistipps und Adressen für diejenigen, die sofort loslegen wollen, machen es zu einem unentbehrlichen Ratgeber für alle Stadtgärtner mit einer klaren Botschaft: Es gibt Wachstum jenseits der Börse - nämlich in den Gärten.

"Gärtnern bedeutet Hoffen und Warten, Freude und Enttäuschung, aber auch Grenzen zu erkennen - die eigenen und die der Natur." (Martin Rasper)

Martin Rasper studierte Geologie, Philosophie und Journalismus in München und Berlin. Anschließend war er langjähriger Redakteur bei natur+kosmos und Autor unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, das SZ Magazin, Merian und die Schweizer Kulturzeitschrift Du.

Broschiert - 224 Seiten - oekom verlag - Februar 2012 - 19,95€
ISBN: 3865811837 Jetzt bei Amazon bestellen