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Worüber man eigentlich nicht spricht
Toiletten

Quelle: M. Hauck / Pixelio
Das "stille Örtchen" zum Beispiel. Der Fortschritt hat uns einen pieksauberen Mechanismus beschert, der alle unangenehmen Begleiterscheinungen des menschlichens Stoffwechsels ruckzuck in den Untergrund befördert, schließlich in die Kläranlage und in die Gewässer. Damit verbrauchen wir pro Person jährlich 20.000 Liter Trinkwasser, die anschließend in einem aufwändigen Prozess gereinigt werden müssen.

Jeder ausgewachsene Mensch produziert im Durchschnitt ca. 1,5 kg Fäkalien, bestehend aus 100 bis 150g Fäzes (Kot, Stuhl) und 1,2 bis 1,5 l Urin pro Tag. Der Nährstoffgehalt beider Ausscheidungen reicht aus, um damit jährlich über 200 kg Getreide zu erzeugen. Viele alte Kulturen, wie die Chinesen und Azteken, haben dieses Potenzial über Jahrtausende für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Erzeugung ihrer Nahrungsmittel genutzt, - nicht immer ohne Rückschläge durch Epidemien. Heute weiß man von der seuchenhygienischen Wirkung der Kompostierung und wendet sie bei der Klärschlamm- und der Bioabfallkompostierung nach vorgegebenen Regeln und Grenzwerten an. Der Verbraucher kauft den Kompost z.T. als Blumenerde für den Garten. Das Potenzial bleibt dennoch ungenutzt, denn in Deutschland sind bisher menschliche Fäzes und Urin von der Bioabfallverordnung bzw. von der Düngeverordnung ausgeschlossen.

Die Ursachen dafür sind vielschichtig und liegen auch in der Tabuisierung des Themas von Kindheit an bzw. in einer vermeintlichen Ästhetik, die Dank der Schwemmkanalisation immer wieder neue Spültoilettendesigns anbietet, ohne dass in Frage gestellt werden muss, was denn eigentlich mit den Ausscheidungen passiert. Statt die menschlichen Ausscheidungen mit all ihren Nährstoffen wieder dem ursprünglichen Naturkreislauf - der Erde - zuzuführen, werden sie heute mit viel kostbarem Wasser, das später mit großem Aufwand gereinigt werden muss, vermengt und fortgespült.

Doch die Behandlung und Verwertung der Fäkalien mit wasserloser Sanitärtechnik macht es möglich, dass der Naturkreislauf wieder geschlossen wird - und dennoch die heutigen Ansprüche an Komfort und Hygiene gewährleistet sind.


 

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